Full text: Von Rudolph von Habsburg bis zur Entdeckung von America (Bd. 5)

170 Vierter Zeitraum. 
ihn auf die Seefahrt anwendete) steuerten sie kühn vor— 
wärts, und entdeckten 1418 glücklich die Insel Porto 
Santo, 5 Meilen lang und 2 Meilen breit. Der Infant 
ließ eine Colonie daselbst anlegen, und den Boden mit Korn, 
Wein und Gemüsen bepflanzea, auch verschiedene Thiergat— 
tungen dort aussetzen die sich unter dem schönen Himmels— 
striche schnell vermehrten. Ein einziges Kaninchen lieferte 
in wenig Jahren eine Nachkommenschaft, von der im Ernste 
zu befürchten war, sie werde die ganze Insel unterminiren, 
und alle Pflanzungen zerstören. 
Von Porto Santo sah man oft bei hellem Wetter einen 
fernen Nebelberg am Horizonte, und beschloß einmal, auf 
bdenselben loszusteuern. Da fand man eine weit größere In— 
sel; mit einem einzigen dichten Walde bedeckt, 18 Meilen 
lang und fast 5 Meilen breit. Welche Freude für den In— 
fanfen! Er nannte die Insel Madera (Holz), und befahl, 
daß der Wald durch Feuer vertilgt werden solle. Man sagt, 
die Insel habe 7 Jahre gebrannt. Dann wurden gleichfalls 
Sämereien, Hausthiere, Weinstöcke aus Cypern und Zucker— 
rohr aus Sicilien dorthin verpflanzt, und in dem mit Asche 
so herrlich gedüngten Boden und unter dem paradiesischen 
Klima gedieh alles vortrefflich Noch jetzt ist der Zucker aus 
jenen Inseln von vorzüglicher Feinheit, und wer hätte nicht 
von dem berühmten Maderawein wenigstens gehört? 
Solche Erfolge weckten den Muth der Rilter die Ent— 
deckungsreise desto eifriger fortzusetzen. Die Seeleute gingen 
aber immer noch ungern daran, indem sie vielleicht bei zu— 
nehmender Hitze, je näher sie dem Aequator kamen, glauben 
mochten, es könne einmal unversehens, wo nicht in die Hölle, 
doch wenigstens in das Land der Riesen und Drachen ge— 
hen, aus dem keine Erlösung zu hoffen sei. Der Anblick 
des Piko, eines feuerspeienden Berges auf Te— 
neriffa, mag, besonders bei Nacht aus dunkler Ferne ge— 
sehen, die Furcht wohl vermehrt haben. Man fand wirklich 
einige von den kanarischen Inseln, mit denen sich 
dann Heinrich so wie mit allen Ländern, die er noch ent— 
decken würde, vom Papste belehnen ließ Auch die Azoren 
entdeckte man und der brave Kapitain Gil Eannes 
wagte es 1433 schon, das Cap Bojador zu umschiffen
	        
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