CVAIrrr aaracon 562. Das wilde Schwein. rooo o or0
und im Unrat, weil es hier allerlei findet, was seiner Freßgier zusagt: Eicheln
Würmer u. s. w. Da die beiden Nasenlöcher vorn in der Rüsselscheibe liegen,
so sagt der Geruch dem Tiere ganz bestimmt, wo kleine Tiere oder Sämereien
zu finden sind. Beim Wühlen eignen sich die nach vorn gerichteten und so
gleichsam eine passende Schaufel bildenden Schneidezähne des Unterkiefers vor—
züglich zur Aufnahme der Nahrung. Häufig trifft man Wildschweine, deren
Haut stellenweise mit dickem Harz überzogen ist; wenn nämlich der Schlamm,
der sich der suhlenden Sau zwischen die Borsten setzt, getrocknet und zu einer
rissigen Kruste geworden ist, so wird er dem Tiere lästig und es sucht sich der
Kruste zu entledigen, indem es sich häufig an Bäumen, besonders an Tannen—
bäumen reibt.
In der Regel rücken die Schweine erst mit eintretender Dämmerung auf
Nahrung aus; wie das Rotwild, so bleibt nämlich auch das Schwarzwild bei
seinen Streifzügen nicht im Walde, sondern sucht die benachbarten Felder auf.
Als „Allesfresser“ verschlingt das gierige Tier Eicheln, Bucheckern, Rüben,
Kartoffeln, Gras, Mäuse, Würmer, selbst Aas auf seinen Streifzügen. Die
wühlenden Wildschweine zertreten und verderben ebensoviel als sie fressen und
werden dem Ackerbau deshalb sehr schädlich. Damit sich ihm beim Wühlen die
Schnauze nicht zu sehr voll Schmutz setze, stößt es von Zeit zu Zeit Luft durch
die Nasenlöcher in die nackte Vorderfläche der Schnauze: es grunzt. So gemütlich
hin und wieder auch das Grunzen der Schweine klingen mag, so häßlich und
ohrenzerreißend ist ihre eigentliche quiekende Stimme, die sie nicht nur im
Schmerz ertönen lassen. Da die Wildschweine wie die zahmen Schweine sich
sehr stark vermehren und jährlich zweimal 6 bis 12 Junge zur Welt bringen,
so sind sie um so schädlicher; man rottet sie aus oder zäunt sie, besonders in
staatlichen Forsten, ein.
Bei uns haben die Wildschweine in der Tierwelt wenige Feinde; ein
starkes Tier, welches manchmal 300 bis 400 Pfund schwer wird, findet so leicht
nicht einen ebenbürtigen Gegner, es sei denn ein bei uns nur noch selten und
vereinzelt vorkommender Wolf oder ein Fuchs, welcher sich an die Jungen heran⸗
wagt. Ist die Bache aber zur Stelle, so wirft sie sich sofort wütend auf den
Feind und beißt und tritt ihn, bis er tot ist. Das Grunzen der zornigen Bache
ruft nicht selten das ganze Rudel zusammen, das dann gemeinschaftlich über
den Gegner herfällt und ihn seine Kühnheit meist mit dem Leben büßen läßt.
Der Hauptfeind des Wildschweines ist der Mensch; der Jäger erlegt das
Tier auf dem Pirschgange; er kennt wenig Schonung mit dem Dickhäuter; auch
die Frischlinge, die in den ersten Monaten rotgestreift sind, werden erbarmungs-
los niedergeschossen. Die Sauhatz mit eigens dazu abgerichteten Hunden bildete
schon für die Ritter des Mittelalters ein besonderes Vergnügen, dem man sich
mit um so größerer Leidenschaftlichkeit hingab, weil bei einer Sauhatz oft ernste
Gefahren zu bestehen waren. Heutigentags erlegt man das Wildschwein meist
auf der Treibjagd, die man abhält, wenn frischer Schnee gefallen. Der Förster
hat schon vor der Jagd den Lagerplatz des Wildes in Begleitung eines zuver-
lässigen Hundes aufgespürt; die Fußstapfen im Schnee haben das Tier verraten.
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