228 Vierter Zeitraum.
ten, wenn man diesen bestiege, so sähe man das große Was⸗
ser vor sich liegen. Diesen entzückenden Anblick mußte Bal—
boa doch zuerst haben: er ließ seine Leute unten, und stieg
allein hinauf, und sieh, da lag das große Südmeer vor
des Spaniers Augen, und wälzte seine Wogen aus unab—
sehbarer Ferne heran. Balboa fiel auf die Knie, und streckte
dankbar seine Hände zum Himmel empor. Das sahen seine
Gefährten unten, und stürzten nun auch herauf. Dänn stieg
Balboa zum Strande hinab, ging mit Schwert und Schild
his an die Brust ins Wasser, und nahm das Meer für den
König von Spanien in Besitz. Dann zog er weiter nach
Süden, überall gab man ihm Perlen und Gold im Ueber—
fluß, und überall wurde die Nachricht von dem südlicher
liegenden Goldlande bestätigt.
Aber mit 120 Mann konnte er ein großes Reich nicht
erobern. Er kehrte also nach S. Maria zurück, und übet—
schickte dem Könige Ferdinand ein reiches Geschenk aus sei—
nen Entdeckungen, mit der Bitte um die Statthalterschaft
von Darien. Allein die erhielt Davila, ein weit beschräͤnk⸗
terer Kopf, der mit seinem glänzenden Gefolge eben eintrat,
als Balboa, in ein grobes Wamms gekleidet, seine Hütte
mit Rohr deckte, wobei ihm einige Indianer halfen. Balboa
unterwarf sich dem neuen Statthalter bescheiden, und wirkte
sich endlich noch den Posten eincs Unterstatthalters aus. König
Ferdinand befahl dem Davila, dem Balboa 4 Schiffe zu über
lassen, damit er seinen Lieblingsplan, Peru zu entdecken, aus
führen könnte. Allein der eifersüchtige Davila vermochte das
nicht zu ertragen: Balboa wurde, ich weiß nicht, welcher Ver
hrechen beschuldigt, und zum Erstaunen der ganzen Colonie
öffentlich hingerichtet. Davila aber hatte Unglück über Un—
glück: das ungesunde Klima raffte ihm in kurzer Zeit 600
seiner Leute weg, die andern konnte er nicht im Zaume hal⸗
ten: sie durchstreiften wie Räuber das Land, und die bisher
so freundlichen Indianer waren bald in grimmige Feinde
verwandelt.