Full text: Von Rudolph von Habsburg bis zur Entdeckung von America (Bd. 5)

Rubolph von Habsburg. 
es Gebrauch daß die Vasallen sich ihre Lehne bestätigen lie— 
ßen, und schon traten die Fürsten deshalv heran. Aber lei— 
der war kein Zepter vorhanden, mit dem die Belehnung 
geschehen mußte Doͤch Rudolph, gleich gefaßt nahm ein 
Kruzifir vom Altare, und sagte: „Dieses Kreuz, welches die 
Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Zepters 
vertreten können“ — eine Geistesgegenwart und eine reli— 
giöse Aeußerung, die allen Anwesenden sehr gefiel. 
Rudolyh sehle sich gleich mit dem Papste auf einen gu— 
ten Fuß, indem er vershrach, die Hohenstaufen nicht zu rä— 
chen, keine Würde im Kirchenstaate anzunehmen die Kirche 
zu schützen, und einen Kreuzzug mitzumachen der indessen 
nicht za Stande kam. Dafür bestätigte ber Papst Rudolphs 
Waͤhl und versprach ihm die Krönung in Rom; aber Ru— 
dolph ist nie in Italien gewesen, welches für das Reich 
eine große Wohlthat war. Zuerst hatte er einen gefährlichen 
Feind zu bekämpfen, den König Ottokar von Böhmen der 
ihm nicht huldigen wollte. Rudolph beschied ihn dreimal 
zum Lehnseide auf einen Reichstag aber Ottokar erschien 
nicht. Da bot enblich der Kaiser seine Reichsvasallen auf 
und fiel ihm in seine österreichischen Länder ein, die derselbe 
ohnehin widerrechtlich besaß. In einem langen Kriege über— 
wand er den Oltokar endlich, und zwang ihn nicht bloß 
nach Sille kniend den Vasalleneid zu leisten sondern auch 
Oefterreich abzutreten. Als Ottokar, entrüstet über diesen 
Schimpf, und aufgereizt durch seine stolze Gemahlinn, aber 
mals die Waffen gegen Rudolph ergriff, blieb er endlich 
im Treffen, und mit Oesterreich belehnte Rudolph seinen 
Sohn Alblecht. Von dieser Zeit an blieb Oesterreich bei 
Rubolphs Familie, und so ist Rudolph der Stifter des noch 
jetzt blühenden österreichischen Hauses. 
Der Kaiser hatte nichts angelegentlicheres zu betreiben 
als sich die vornehmsten Reichsfürsten zu Freunden zu ma— 
chen. Deshalb gab er seine sechs Töchter den mächtigsten 
Basallen zur Ehe, und als er Oesterreich seinem Sohne 
Albrecht übertrug, unterließ er nicht, die mächtigsten Reichs— 
fürsten um ihre Einwilligung zu ersuchen. 
Dann reisete der brave Kaiser im ganzen Lande umher, 
Ordnung und Recht herzustellen. Er saß oft selbst zu Ge—
	        
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