Rubolph von Habsburg.
es Gebrauch daß die Vasallen sich ihre Lehne bestätigen lie—
ßen, und schon traten die Fürsten deshalv heran. Aber lei—
der war kein Zepter vorhanden, mit dem die Belehnung
geschehen mußte Doͤch Rudolph, gleich gefaßt nahm ein
Kruzifir vom Altare, und sagte: „Dieses Kreuz, welches die
Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Zepters
vertreten können“ — eine Geistesgegenwart und eine reli—
giöse Aeußerung, die allen Anwesenden sehr gefiel.
Rudolyh sehle sich gleich mit dem Papste auf einen gu—
ten Fuß, indem er vershrach, die Hohenstaufen nicht zu rä—
chen, keine Würde im Kirchenstaate anzunehmen die Kirche
zu schützen, und einen Kreuzzug mitzumachen der indessen
nicht za Stande kam. Dafür bestätigte ber Papst Rudolphs
Waͤhl und versprach ihm die Krönung in Rom; aber Ru—
dolph ist nie in Italien gewesen, welches für das Reich
eine große Wohlthat war. Zuerst hatte er einen gefährlichen
Feind zu bekämpfen, den König Ottokar von Böhmen der
ihm nicht huldigen wollte. Rudolph beschied ihn dreimal
zum Lehnseide auf einen Reichstag aber Ottokar erschien
nicht. Da bot enblich der Kaiser seine Reichsvasallen auf
und fiel ihm in seine österreichischen Länder ein, die derselbe
ohnehin widerrechtlich besaß. In einem langen Kriege über—
wand er den Oltokar endlich, und zwang ihn nicht bloß
nach Sille kniend den Vasalleneid zu leisten sondern auch
Oefterreich abzutreten. Als Ottokar, entrüstet über diesen
Schimpf, und aufgereizt durch seine stolze Gemahlinn, aber
mals die Waffen gegen Rudolph ergriff, blieb er endlich
im Treffen, und mit Oesterreich belehnte Rudolph seinen
Sohn Alblecht. Von dieser Zeit an blieb Oesterreich bei
Rubolphs Familie, und so ist Rudolph der Stifter des noch
jetzt blühenden österreichischen Hauses.
Der Kaiser hatte nichts angelegentlicheres zu betreiben
als sich die vornehmsten Reichsfürsten zu Freunden zu ma—
chen. Deshalb gab er seine sechs Töchter den mächtigsten
Basallen zur Ehe, und als er Oesterreich seinem Sohne
Albrecht übertrug, unterließ er nicht, die mächtigsten Reichs—
fürsten um ihre Einwilligung zu ersuchen.
Dann reisete der brave Kaiser im ganzen Lande umher,
Ordnung und Recht herzustellen. Er saß oft selbst zu Ge—