Contents: Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 (Teil 2)

daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht tue, für mein Vaterland 
kämpfe, um es zu retten, wenn dies noch in der Möglichkeit liegt. Ich habe in 
kleinen Ausfällen viel Glück gehabt und hätte Lust, mir den Wahlspruch zu 
wählen: Maximus in minimis et minimus in maximis1) 
12. 
An die Gräfin von Camas^). 
Neustadt^), 18. November 1760. 
... Wir werden leider alt. Seit vier Jahren habe ich auf die Soupers ver¬ 
zichtet, die für das mir aufgezwungene Handwerk nicht passen. An Marschtagen 
besteht mein Mittagessen aus einer Tasse Schokolade .... 
Ich schwöre Ihnen, es ist ein Hundeleben. Kein Mensch außer mir und Don 
Quichotte hat so gelebt. Diese unaufhörlichen Geschäfte, diese stete Unruhe haben 
mich so alt gemacht, daß Sie Mühe haben werden, mich wiederzuerkennen. Auf 
der rechten Seite find mir die Haare völlig grau geworden, meine Zähne werden 
mürbe und fallen aus. Mein Gesicht ist fo voll von Runzeln wie ein Frauenkleid 
von Falten, der Rücken krumm wie ein Fidelbogen, und mein Inneres fo traurig 
und niedergeschlagen wie die Seele eines Trappistenmönches. Ich sage Ihnen das 
alles, damit Sie, wenn wir uns im Fleische wiedersehen sollten, nicht allzusehr 
über mein Äußeres erschrecken. Nur mein Herz ist nicht verändert und wird, 
solange ich atme, die Gesinnungen der Achtung und liebevollen Freundschaft für 
Sie bewahren. Leben Sie wohl! Friedrich. 
13. 
An den Marquis d'Argens. 
Kunzendors^), Juni 1761. 
... Rechnen Sie dies Jahr nicht mehr auf den Frieden; trotz der triftigsten 
Erwägungen und so vieler verschiedenen Wahrscheinlichkeiten wird es nicht dazu 
kommen. Wenn das Glück mich nicht verläßt, werde ich mich, wie ich kann, aus 
der Sache ziehen; aber es wird nötig sein, noch im nächsten Jahre auf dem Seil 
zu tanzen und den gefährlichen Sprung zu tun, wenn es Ihren apostolischen 
Majestäten, den sehr christlichen und sehr moskowitischen, gefällt zu sagen: „Springen 
Sie, Marquis!" 
... Ach, was haben die Menschen für ein hartes Herz! Man sagt: Sie haben 
Freunde. — Ja, schöne Freunde, die Ihnen, mit gekreuzten Armen, sagen: 
Wirklich, ich wünsche Ihnen viel Glück. — Aber ich ertrinke, werfen Sie mir doch 
ein Seil zu! — Nein, Sie werden nicht ertrinken. — Doch, ich werde gleich 
untersinken. — Oh, wir hoffen das Gegenteil; aber, wenn es geschieht, feien Sie 
überzeugt, daß wir Ihnen ein schönes Epitaph setzen. So, Marquis, ist's in der 
Welt, das sind die schönen Komplimente, mit denen man mich von allen Seiten 
begrüßt. Der gute Genius unseres Reichs und noch mehr das Glück muß unser 
x) Der Größte im Kleinen und der Kleinste im Großen. 
2) Oberst von Camas, Chef des 37. Regiments, f 1741, gehörte zu des Königs in- 
timsten Freunden. 
3) Dorf bei Meißen. 
4) Dorf westlich Schweidnitz. 
9®. u. O, Heinze-Kiiighorst, QueNciilesebuch H 8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.