fullscreen: Vom westfälischen Frieden bis zur Befreiung Europa's (Bd. 7)

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5 63. 
Maria Theresia. 
(Geb. 1717 1780.) 
Wir dürfen von Friedrich's Zeit nicht scheiden, ohne 
seiner oft genannten Gegnerinn Maria Theresia noch 
besonders zu gedenken; denn sie verdient, daß wir sie noch 
von einer andern Seite kennen lernen, als sie uns im 
Kriege erschienen ist. Seit ihrem 19. Jahre war sie mit 
Franz von Lothringen vermählt, und obgleich sie ihn 
an Geisteskräften weit übertraf, so liebte sie ihn doch herz- 
lich, und wurde wieder von ihm geliebt, so daß ihre Ehe 
musterhaft heißen mußte. Ganz anders war der Charakter 
ihrer Zeitgenossinn, der Kaiserinn Katharina II. von Ruß— 
land. Als Theresiens Gemahl zum römischen Kaiser gekrönt 
wurde, war sie die erste, welche ihm das Vivat zurief, aber 
er lannte ihre Talente, und überließ ihr die Regierungs— 
So herrschte unter den beiden Eheleuten das beste 
inverständniß. Nach dem Tode ihres geliebten Gatten 
erschien die treue Ehefrau immer in Trauerkleidern. Sie 
hatte selbst das Leichentuch für ihn gefertigt; am 18. jedes 
Monats schloß sie sich ein, und verweilte Stunden lang in 
der Todtengruft bei den Kapuzinern am. Grabdenkmahle 
des geliebten Gatten. — Durch Herzlichkeit gewann sie die 
Herzen. Nannten nicht die Ungarn Maria Theresia ihren 
König, für welchen sie zu sterben bereit wären? Weil sie 
in ihre eigenen Einsichten immer Mißtrauen setzte, so nahm 
sie den schlauen und gewandten Kaunitz, den man in 
vielen Punkten mit Richelieu vergleichen möchte, zu ihrem 
ersten Minister. Sie liebte den Krieg nicht, aber den Ver— 
lust ihrer braven Schlesier konnte sie nicht verschmerzen, 
und der Friede von Breslau kränkte sie so tief, daß sie 
seitdem keinen Schlesier ohne Thränen erblicken konnte. 
Welche Mutter sieht es gern, daß ihr Kinder entrissen wer— 
den? Hatte sie ja schon früher erklärt, lieber ihren letzten 
Edelstein versetzen zu wollen, als auf Schlesien zu verzich— 
ten. Maria Theresia umfaßte alle ihre Landeskinder mit 
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