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Französische Dichter unter Cudwig XIV.
Es traten in Frankreich auch Männer auf, welche den
Heuchlern die Larve abzogen, und die Thorheiten aller
Stände mit der Satyre ohne Schonung geißelten, besonders
Moliere und Boileau.
Moliere (geboren zu Paris 1620, 4 16735) hieß
eigentlich Pocquelin; seine Voreltern waren Kammerdie—
ner und Tapezierer am Hofe. Er wurde bei den Jesuiten
unterrichtet, und versah eine Zeitlang die Stelle eines Kam—
merdieners bei Ludwig XIV. Bald aber verließ er diese
Laufbahn, sammelte eine Schauspielergesellschaft, und spielle
in Provinzialstädten. Er machte Aufsehen, da er die Thorhei—⸗
ten der gelehrten Frauen, die Empfindeleien der feinfühlen-
den Damen, 4 Putz der Modenarren und Närrinnen dem
Gelãächter dardot. Ludwig XIV., welcher einer Vorstellung
Moliere's dieser Art in Paris beiwohnte, ernannte dessen
Gesellschaft zu seinen Hofschauspielern in Versailles, und
gab dem Dichter 1000 Livres Gehalt — für unsere Zeit
noch sehr wenig. Nun ließ Moliere seine besten Stücke
erscheinen. Den Geizigen hatte er so treffend gezeichnet,
daß ein wirklicher Geizhals nach der Vorstellung sagte, aus
diesem Stücke ließen sich gute ökonomische Grundsätze ler—
nen. Das bekannteste Stück Moliere's ist aber der Tar—
tüfe, der Scheinheilige oder Betbruder. Ludwig XIV. ließ
es zu Versailles 1664 ohne Bedenken vor dem Hofe auf—
führen, und die Leute sagten, der Tartüfe sei kein anderer,
als Pater la Chaise, des Königs Beichtvater. Das Parla-
ment und die Geistlichkeit glaübte so viele Spötterei auf
die Religion in dem Tartüfe zu finden, daß seine öffent-
liche Darstellung, z. B. zu Paris, lange verboten war.
Einmal sollte er gegeben werden, als der Präsident des
Parlaments die Erlaubniß wieder zurücknahm, da der Vor—
hang schon aufgehen sollte. Moliere trat da hervor, und
sagte zu den Zuschauern: „Der Tartüfe wird nicht gegeben,
benn der Herr Präsident will nicht, daß man ihn spiele.“
Erst im Februar 1669 wurde der Tartüfe in Paris auf—
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