Ludwig XV. in der Klemme. 97
über 8000 Mann. Gefallen und verwundet waren auch
wohl 8000 Mann, so daß diese Schlacht den Franzosen
gewiß wieder 16,000 Mann braver Soldaten kostete, ein
Drittel des hier versammelten Heeres. Den Rest führte
Vendome, ein geschickter Krieger, glücklich nach Frank—
reich zurück.
So waren die Niederlande abermals von den Franzo—
sen gesäubert, und Prinz Eugenius, der nichts halb that,
folgte den Feinden nach bis auf ihr eigenes Gebiet, und
belagerte ihre starke Festung Lille mit 33,000 Mann und
einem furchtbaren Artilleriepark. Marlborough beschäftigte an
seiner Seite die französischen Streifabtheilungen. Vendome
sagte, man müsse und könne die Festung entsetzen; Bourgogne
war der entgegengesetzten Meinung, und weil beide sich
nicht vereinigen konnlen, so riefen sie den König als
Schiedsrichter an. Ehe aber der Eilbote aus Versailles die
Entscheidung brachte, hatten Eugenius und Marlborough
sich so fest verschanzt, und der Festung durch Hunger so
sehr zugesetzt, daß auch Vendome gegen den Willen Ludwigs
einen Entsatz für unmöglich hielt, und die Festung Lille
ihrem Schicksale überließ. Die hungrigen Bürger in Lille
gingen endlich ihren französischen Commandanten so drin—
gend an, daß dieser am 23. October die Stadt und am
8. December auch die Citadelle unter ehrenvollen Bedin—
gungen den Verbündeten öffnete.
Staatabibiiothet᷑)
5 31. Mũnchen
sudwig XIV. in der Klemme. —
(1709.)
Nun wußte der Franzosenkönig keinen Rath mehr. Sein
letztes Heer war abermals geschlagen, und darauf trat der
bekannte strenge Winter 17086— 1709 ein, daß sogar das
Vild in den Wäldern und die Vögel in ber Luft erfroren.
Der Frost vernichtete fast die ganze Wintersaat, die Wein—
ocle und Obstbãume in Frantreich, so daß des Landmanns
age eine höchst mißliche war, und Ludwig nicht sah, wie
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