Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

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Am Gründonnerstage <9ten April) des Jahres 817 brach der 
Gang zusammen, über welchen Hludwig aus feiner Pfalz in die 
Kapelle zum Gottesdienste gicng. Hludwig kam zwar mit unbe¬ 
deutenden Verletzungen davon; dieser Vorfal machte aber dieselben 
Leute, die früher Hludwig vom Klosterleben abgehalten und bcstimt 
hatten, die höchste Gewalt zu behalten, besorgt vor Verhältnissen, 
die nach des Kaisers, doch jeden Tag möglichem, plötzlichem Tod« 
eintreten könten, und so betribcn sie, was Hludwig, seiner Art und 
Weise nach, nur angenem sein konte, die Teilung dcS Reiches un¬ 
ter dessen Söhne, die außerdem durch ihren Detter Pörinhart in 
ihrer Stellung sehr würden gefährdet gewesen sein. Die Teilung 
hatte stak auf der ReichSversamlung im Juli zu Aachen: Hlutari, 
als ältester Sohn, sötte als Kaiser' an des Vaters Stelle treten; 
seine Brüder und Pörinhart solten in untergeordnetem Verhältnisse 
zu ihm stehen: Hludwig nämlich solte Baiern haben, d. h. die 1 
Provinzen südlich der Donau, östlich von Alemannten nebst Ingol¬ 
stadt und Lauterhofcn bis zur italienischen und avarischcn Grenze 
d. h. also außer dem eigentlichen Baiern und Obcröstreich auch 
Oberpannonicn, (Nideröstreich) Salzburg, Tyrol, Kärnthen und 
Steiermark; dazw Böhmen. Pipin solte Aquitanien (d. h. nur 
das Land -südlich der Loire), dazu die Mark Toulouse und die 
Grafschaft CarcassaiS in Seplimanien und im ehemals burgundi- 
schen Lande die Grafschaften des NivernoiS, AvalonaiS und Autu- 
nois erhalten *). 
Die Partei PörinhartS war über diese Anordnung aufs höchste 
betroffen. Pörinhart, der zu der ReichSversamlung nicht eingela¬ 
den gewesen war, verwarf deren Schluß; ließ sich im fränkischen 
Langobardenreiche übcral von neuem huldigen, und besetzte die Al¬ 
penpaffe. Eine Gegenpartei hatte er aber auch in Italien. Der 
Graf von Wälsch-Brixen (Brescia) und der Bischof von Walsch- 
Bern verklagten ihn am Kaiscrhofc , und energische Maßregeln der 
Hofpartei schnitten ihm alle Aussicht auf ein Gelingen feines Un- 
terncmcnS ab. Fußfällig bat er Weihnachten 817 um Gnade, 
nachdem ihm die Kaiserin diese hatte hoffen laßen. Er ward aber 
nachher als Hochverräter verurteilt, und so grausam geblendet, 
daß er zwei Tage darauf starb. 
Bis zu der Zeit von Pörinharts Tode im Jahre 818 
hatten sich nun überdies die Franken in den verschidenen 
Reichsteilen einander sehr entfremdet; die französischen, 
deutschen und italienischen Volkstümlichkeiten, in denen die 
Franken so aufgiengen, daß nur die deutschen Franken bei 
*) 8s war im Grunde eine Erneuerung des bairischen und des aguitanischcn -Her¬ 
zogtums, nur mit Erweiterung der Grenzen. Könige hießen die jungen Herren nicht 
wegen dieser Territorien, sondern weil sie königlichen Geschlechts waren.
	        
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