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beschränkt und wurde weder sonst im Bayreuthischen, noch im Ans-
bachischen ausgeübt. Der Absatz ging nach England, Italien, Rubland
und einigen deutschen Staaten, heute geht er auch nach Amerika. Die
Grundlage des Geschaàfts var die meist mit ihr verbundene Weibgerberei
und zwar eine ganz eigene, von den Franzosen mitgebrachte Art, die man
noch heute als die französische oder Erlanger Weibgerberei bezeichnet.
Das Handschuhleder vird immer noch in Erlangen gegerbt und zum
Teil auch verschickt. Aber obwohl das Geschaäft heute noch immer eine
Anzahl Fabrikanten und Kleinmeister, an die 100 Gehilfen und eine noch
gröbere Zahl von Näherinnen ernährt, ist die Erlanger Handschuhfabrikation
sowohl in Bayern selber als auch auswärts überholt vorden. München,
Altenburg, Stuttgart, Berlin, Magdeburg und andre deutsche Städte, Oster-
reichs gar nicht zu gedenken, haben auf diesem Gebiet grobe Fortschritte
gemacht. Auch hier hat sich die Grobindustrie in den Vordergrund gestellt,
weil sie rascher arbeitet, der Mode leichter folgen, ja sie auch bestimmen
kann, die einzelnen Hilfsbetriebe zentralisiert und die Absatzorganisation
besser ausgebildet hat. Auch hier sind die glänzenden Zeiten nicht zur
Erweiterung des Geschàfts benũtzt, sondern der Gewinn verbraucht oder
zu andern Kapitalsanlagen verwendet worden. Es wäre zu bedauern,
wenn auch dieser aus französischer Zeit stammende, altberühmte Industrie-
zweig abstürbe und der Stadt verloren ginge.
Was ist heute überhaupt aus der französischen Kolonie geworden?
Sie ist aufgelõôst und aufgesogen. Nur wenige Dinge, vwie die franzöõsische
Kirche, der Springbrunnen im Schloßgarten mit den steinernen Statuetten
von Refugiés und einige französische Namen sind noch die Zeugen, dab
einst über 1000 Franzosen in Erlangen gelebt und an der Entstehung
der Stadt mitgeholfen haben. Am Pfingstfest des Jahres 1822 wurde zum
letzten Mal in der Kirche französisch gepredigt und nur ein halbes
Dutzend französischer Familiennamen hat sich in unsre Tage herüber—
gerettet. Keine Sitten, keine Gebräuche erinnern mehr an die ehemalige
französische Heimat. Die Mustersprache ist längst deutsch und nur die
Zugehõörigkeit zu ihrem reformierten Bekenntnis ist noch der Kitt, der das
leine Haàuflein eng zusammenhãlt.
Nach Dr. G. Schanz.
101. Die zwei öesellen.
Eẽs zogen zwei rüst'ge sesellen
Zum erstenmal von haus,
Fo jubelnd recht in die hellen,
Klingenden, singenden Dellen
Des vollen krühlings hinaus.
Die strebten nach hohen Dingen,
Die wollten, trotz Lust und Schmerz,
Mas Rechts in der Delt vollbringen,
Und wem sie vorübergingen,
Dem lachten Sinnen und herz.