Full text: Die Geschichte des Mittelalters enthaltend (Bd. 2)

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wir die Ostseite der Halbinsel auf den Gruppen wieder. Die 
kleineren Inseln Lolland, Falster, Möen, Langeland, Aeröe, 
Thorseng präsentiren die holsteinische, Fühnen die sch'.eswigsche, 
Seeland die jütländische Ostküste sowohl nach Bodenbeschaffenheit, 
als Einfriedigung der Ländereien und Holzreichthum. Namentlich 
wird von dem Reisenden zuerst bemerkt werden, wie die lebendigen 
Hecken an Fülle und Dichtigkeit abnehmen, größere Flächen um¬ 
schließen, seltener werden, je weiter er nach Norden auf der 
Halbinsel vorrückt, bis sie jenseits des Liimfjords verschwinden. 
Ein Fortschreiten oder Bereisen der Inselgruppe in der angeführten 
Reihenfolge wird zu derselben Wahrnehmung führen. 
(Nach A. v. Baggesen.) 
5. Blick in die vorgeschichtliche Zeit. 
Am Anfang war die Erde wüst und leer. Eich wogendes 
Feuermeer brauste in ihrem Innern, ein heißes Luftmeer lag feucht 
und schwer auf ihrer bebenden Schale und barg in feinem Schoße 
die zahllosen Wassertropfen in Dampfgestalt, welche die Erde bedecken 
sollten. Kein Sonnenstrahl erhellte die heiße Luft, in der nichts 
Lebendiges athmete; undurchdringliche Finsterniß lag auf der Tiefe, 
die donnernd erbebte, wenn die wogende Gluth die Fesseln zerriß 
und aus der noch dünnen Hülle ihre feurigen Massen emporhob, 
die dann weithin die Finsterniß erhellten. Nach heißem Kampfe 
kühlten sich Luft und Erde mehr und mehr ab, die Erdschale ward 
fester und dicker, der Wasserdampf der Luft fiel in Tropfen her¬ 
nieder, und ein Urmeer deckte die wüste Erde. Es brauste das erste 
Lied des Schöpfungsmorgen über die in Wasser gefüllte Veste, und 
hoch zischten jetzt schäumende Wogen, wenn neue Hebungen Statt 
fanden, bis die allmäcküge Hand dem langen Kampfe aller Elemente 
Ziel und Grenze setzte und dieselben in dauernde Fesseln schlug. 
Nur schwache Nachklänge, nur leise Zuckungen der gefesselten Ut- 
mächte sind die Erdbeben und Wasserfluthen, vor denen wir jetzt 
erzittern. Einst thürmten sie Berge auf und versenkten Thäler. 
Aber nicht plan- und ziellos barst die Erde und brauste das Wasser. 
Ein allweiser Wille spannte die Meßschnur, Winde waren die 
Boten, Feuerflammen die Diener und der Bauplan des Werkmeisters 
die zu vollendende Ausgabe. Staunend stehen wir jetzt vor den 
Riesenbauten des Meeres, die es als Denkmäler zum ewigen Ge¬ 
dächtniß der trockenen Erde überlassen hat. Berghohe Massen von 
Thon, Kalk und Quarz, welche seuerflüssig aus dem Innern der 
Erde emporgehoben, dann zu festem Gestein erkaltet, endlich von der 
zerstörenden Luft zu Staubkörnern verwittert waren, wurden von
	        
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