Full text: [Th. 2, [Schülerbd.]] (Th. 2)

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Dritte Periode. 
Institute, welchem sie einverleibt werden sollten, Ehre zu bringen. 
Hatten sie sich biß zum ein und zwanzigster, Jahre keinen Raub, 
keine Niederträchtigkeit und Unhbflichkeit zu Schulden kommen 
lassen, so wurden sie zu Rittem geschlagen. Zu dieser schönsten 
Stunde ihres Lebens mußten sie sich durch Fasten, Gebeth. 
Beichte und Communion, durch Baden und Nachtwache i» einer 
Kirche oder Kapelle vorbereiten, wp mit Anbruch des Tages 
Bischöfe, Aebte und Frauen im schönsten Schmucke sich einfanden, 
Darauf gelobte er mit feierlichem Eide: »die Wahrheit ju, reden, 
das Recht zu behaupten, die Kirche mit ihren Diener,, und Gütern, 
sowie die Schwachen und Unterdrückten z» schirmen, keinen Schimpf 
gegen edle Jungfrauen und Frauen zu dulde» und die Ungläubigen 
zu bekriegen." Dann wurde er von de» Knappe,, vollständig ge¬ 
wappnet, von den Edelfrauen geschmückt und im Namen *des heil. 
Michael und des heil, Georgs durch dreifache Schwertschläge auf 
Schulter» und Hals (als den letzten Schimpf, den er geduldig 
ertragen müsse) zum Ritter geschlagen, 
Den höchste,, Glanz erlaugte das Ritterthum durch die Tur¬ 
niere, welche zuerst in Frankreich um 1066 künstlich eingerichtet, 
dann bald in allen Ländern Europas eingeführt wurden. Nur 
Ritter von unbescholtenem Rufe hatten Zutritt. Zwölf Artikel be¬ 
stimmte» die Turnierfahigkeit und foderte» z. B. Gottesfurcht, 
Gehorsam gegen den Kaiser und vier Ahnen. Man nahm ritter¬ 
lich? Zeichen, besonders Waffenzeichen (Wappen) an, wodurch eiu 
Geschlecht von hem andern unterschieden werden konnte, und damit 
kein Unwürdiger sich in die Schranken drängte, wurde,, Wappen 
und Helme derer, die ttirni'eren wollten, zur Schau ausgestellt, 
und ausgezeichnete Ritter, Frauen und Fräuleins zur Helmschau 
ausgewählt. Wenn nun alles zum Turnieren bereit war, wenn 
der König, die Edlen und Frauen auf stattlichen Gerüsten oder 
Balkönen umhersassen, und des Volkes schaulustige Menge um 
die Schranken sich drängte, begannen auf des Heroldes Ruf die 
einzelnen Paare der Ritter den Kampf. Wer den Gegner aus dem 
Sattel hob, der hatte gesiegt, und wer dabei die meisten Lanze» 
brach, der erntete den größten Ruhm. Auch mit dem Schwerte zu 
Auß und zu Pferd, wobei nur Hauen, nicht Stechen erlaubt war.
	        
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