Full text: Geschichte von Hessen insbesondere Geschichte des Großherzogthums Hessen und bei Rhein

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) Dkr Fürstenlmnd. 
1552. 
Die Rache schleicht geheim und sacht 
Daher auf dunkeln Wegen, 
Dann bricht sie plötzlich aus der Nacht, 
Ein Blitz mit Donnerschlägen; 
Und trifft den Frevler aus das Haupt, 
Der nicht an Treu' und Lieb' geglaubt. 
Zu Friedwald, auf dem alten Schloß, 
Zm vaterlosen Lande, 
Zm Föhrenwald, auf grünem Moos, 
Da schmiedet man die Bande: 
Da schwöret manch' ein Fürstenmund 
Zu Philipps Rettung einen Bund. 
Und als die Fürsten sich im Saal 
Die Hand zum Abschied drücken, 
Da sieht man einen Wetterstrahl 
Durch ihre Mitte zücken. 
,,Das Bündniß gilt:" ruft Frarineus, 
Gesandt zum deutschen Fürstenkreis. 
Run rüstet Wilhelm, Philipps Sohn, 
Sich schnell mit Hessens Rittern, 
Die, treu wie um des Landgrafs Thron 
Stark sind in Ungewittern. 
Der Markgraf zieht aus Mecklenburg 
Nach Hessen schnell manch Land hindurch' 
Der Kurfürst steht längst kampfbereit, 
Da ihm das Amt verliehen 
Vom Kaiser rst, zu jener Zeit 
Die Reichsacht zu vollziehen 
An Magdeburg; das läßt er nun, 
Um etwas Edleres zu thun. 
So fegt das starke Bundeshccr 
Dem Sturm gleich durch die Länder, 
Bald nennt der Kaiser sein nicht mehr 
Die besten Untcrpsäuder; 
Die Ehrenbürger Klause fällt, 
Die er für unbezwinglich hält. 
Er muß sogar bei Fackelschein 
Krank in der Nacht noch fliehe», 
Er muß die Bundesfürsten ei» 
Nach Jnspruck lassen ziehen. 
Der Friedensschluß zu Passau d'rauf 
Schließt Philipp raö Gefängniß aus. 
4) Des Landgrafen Philipp Rückkehr. 
12. Sept. 1552. 
Zu Löwen in den Niederlanden, 
Da liegt der Landgraf schwer in Banden: 
Des Kaisers Hauplmann hält ihn streng. 
Da sprengten eines Tages Reiter 
Zum Kerker hastig, froh und heiter 
Entwindend sich dem Volksgedräng. 
Der Landgraf staunt, als durch die Wache 
Sie eilig dringen zum Gemache, 
Und sich die Pforten öffnen weit. 
Der Hauptmann spricht: „Kraft dieses Schreibens 
Ist nun nicht mehr hier Eures Bleidens. 
Nach Hesse» habt Zhr frei Geleit!" 
Die Fessel sinkt, Philipp will beten, 
Da sieht er sich von seinen Räthen 
Umschlungen wie ein Vater traut. 
„Wie süß — die Freiheit! - Wiedersehe»! — 
Mein Gott — wie ist das All geschehen!" 
Ruft Philipp aus und weinet laut. 
Und wie vom Sturme fortgetragen, 
Naht sich der Landgraf nach drei Tagen 
Dem treue» Hessenlande schon; 
Er springt vom Rosse, küßt die Erde, 
Dan» finkt mit seliger Geberde 
Er in die Arme jedem Sohn.
	        
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