Full text: Geschichte von Hessen insbesondere Geschichte des Großherzogthums Hessen und bei Rhein

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Thätigkeit sich befinde», durch welche 6000 Arbeiter, in Männer», Frauen und Kindern 
bestehend, beschäftigt werten. Es sind dieselben mit wenigen Ausnahmen sämmtlich 
Großherzogliche Staatsangehörige, die zum Theil in Offcnbach selbst, zum Theil in 
dessen näherer Umgebung wohnen.' Der Lohn, welcher diesen 6000 Menschen vergütet 
wird, beträgt im Durchschnitt wöchentlich 5 fl. per Kopf, von 2 fl. aufwärts bis zu 
18 fl., folglich im Jahr 1,500,000 fl. und einschließlich des in dieser Stadt beschäftigten 
Compkoirpersonals 60,000 fl. mehr. Wenn nun auch der Werth der zu Offenbach 
erzeugten Fabrikate schwer zu ermitteln ist, so steht doch fest, vast nach einer darüber 
angestellte» möglichst genauen Berechnung derselben, inclusive 1,500,000 fl, für Tabak, 
zu 6Million fl. per Jahr angenommen werden kann. Sämmtliche, in der Zahl 
von 95 zu Offenbach im Betrieb befindliche Fabriken producire» mit Ausnahme derer 
für Wagen- und Mafchienenbau, für Tabak, Filz- unk Seidenhllte, Baumwollgewebe, 
Wachstuch, Bleiweiß, Seife u. s. w. grösttenkheils nur kurze Waaren. 60 Procent 
sämmtlicher Erzeugnisse gehen nach Preußen, 40 Procent derselben nach anderen Staaten 
des Continents, nach England und nach Amerika; nach Oesterreich aber davon nur 
sehr wenig. Was diese Fabrikation überhaupt, insbesondere aber was die kurzen 
Waaren, namentlich Portefeuille-Arbeiten angeht, so unterliegt es keinem Zweifel, 
daß die Fabrikation derselben zu Offenbach höher steht, und in größerem Umfange 
betrieben wird, als irgend an einem andern Orte, selbst wie in Frankreich und Eng¬ 
land. So wird es, u>n für Letzteres nur ein Beispiel zu gebrauchen, genügen anzu¬ 
führen, daß von einem auswärtigen Handlungshaus innerhalb der ersten sechs Monate 
dieses Jahres für 30,000 fl. allein von Porte-monnais zu Offenbach erkauft und be¬ 
zogen worden sind. 
Die Ledcrfabrikation RheinheffcnS — die in der Provinz Starkenburg 
und Oberffcsse» betriebene kommt hier nicht in Betracht, da sie über die Grenzen 
Ciffn Provinzen hinaus keinen Absatz hak — nimmt, was Leistung und Ausdehnung 
angeht, unbczweifelt den höchsten Rang ein, und dürfte nicht leicht ein Land der Erde 
aufzufinden sein, wo deren Erzeugnisse nicht vorkommen. Die in besagter Provinz 
erzeugten Leder dürfen zu einem Werth von 2iJ2 Million fl. alljährlich angenommen 
werden. In Betrieb befinden sich daselbst 3 größere und etwa 10 kleinere Fabriken, die 
zusammen 1,300 Arbeiter beschäftigen, und ihnen einen Lohn von 300,000 fl. alljähr¬ 
lich vergüten. Das in Rheinhcssen erzeugte Leder zerfällt in mehrere Sorten, wobei 
lakirtes und gefärbtes die Mehrheit, Sohlleder aber die Minderheit bilden. Nach 
Preußen gehen derselben 4/io, »ach Oestreich */i0, nach Südenropa, Schweden, 
Dänemark, Hamburg, England und Amerika 5/10 sämmtlicher Lever. 
Die Tabaksfabrikation Hessens nimmt unter den Industriezweigen dieses 
Staats einen sehr bedeutenden Rang ein. Sic findet ntächtige Vertreter in allen drei 
Provinzen des Großherzogthums und dürfen die im Gesammtgebiet desselben bestehenden 
Fabriken auf ungefähr dreißig angenommen werden, nicht gerechnet die große Anzahl 
jener Leute, welche wohl über Tausende mit ihren Familien und einigen Arbeitern so 
zu sagen in allen Städten und Dörfern des Großherzogthums mit Cigarrenwickeln 
sich beschäftigen, worunter nicht Wenige sind, die über Millionen derselben alljährlich 
erzeugen. Während das Grostherzogthum mit die größte Schnupftabaksfabriken des 
Continents besitzt, gibt es außerdem nicht Wenige, welche bis zu 50,000 fl. für Ein- 
gangSzoll auf amerikanische Tabake alljährlich bezahlen. Die Gesammtfabrikation der 
hierher gehörenden Artikel umfaßt eine Quantität von ungefähr 45,000 Centner Rauch¬ 
tabak, 15,000 Centner Schnupftabak und 150 Millionen Cigarren. Die erstere Sorte 
zu 40 fl., die Zweite zu 60 fl. per Centner und die Cigarren 8 fl. per 1000 ge¬ 
rechnet, so erzielt diese einen Werth von 3,900,000 fl. alle Jahre wiederkehrend. 
Von Rauchtabak wird ungefähr i/3l von Schnupftabak 2/3 und von Cigarren unge¬ 
fähr 2/z oben angegebenen Quantums alljährlich nach Preußen abgesetzt, was zu¬ 
sammen einen Werth von 1,680,000 fl. ausmacht. Jeden hessischen Patrioten wird
	        
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