104
Buch IV. Australie». I. Das Festland Australien.
K. 37. Klima. Nordaustralien fällt noch in die Tropcnzonc. Der mittlere
Thermomcterstand beträgt daselbst 21» R. (bei uns in N. Deutscht, nur 7» K.),
im südlichen Theile des Landes dagegen nur 13«, ja in Tasmanien nur 9".
Im Norden gibt eS nur zwei Jahrszeiten: eine nasse von Oktober biS April,
während welcher der herrschende N.-W. Mouffon Regen bringt, und eine trockene,
April bis Oktober, mit S.-O. Mouffon. In dem übrigen Theile ist der Gang
der Witterung so, daß im September der Frühling mit Regen beginnt, worauf
das Wetter immer heiterer und trockener wird, bis im Januar Dürre und
Hitze den höchsten Grad erreicht haben. Darauf erfolgen starke Regengüsse,
die bis zum Mai anhalten und die Vegetation aufs neue beleben, so daß hier
der Herbst wie ein zweiter Frühling erscheint. Die Wintermonate, Juni, Juli
und August bringen fortwährend heileres Wetter. Anhaltende Bedeckung des
Bodens mit Schnee ist, abgesehen von den Gebirgen, selbst in Tasmanien un¬
bekannt. Wiewohl die im Laufe des Jahres herabkommende Regenmaffe nicht
unbedeutend ist, so vertheilt sich doch der Regen so vorherrschend ans einige
Monate, daß wir den Hauptcharakter des australischen Klimas in dieser Trocken¬
heit sehen können.
§. 38. Pflanzenwelt. Einförmigkeit charakterisiert auch in Beziehung auf
die Pflanzenwelt den Erdtheil. Die Tiefebenen zeigen entweder weite Gras-
flüchen, die aber nirgends dem dichten Teppich unserer nordischen Wiesen zu
vergleichen sind, weshalb die Viehzucht dort größerer Räume bedarf, als bei
uns, oder sie sind stellcnwcis mit Salzpflanzen bedeckt, deren Genuß den Schafen
besonders zusagt, während die Flußufer von undurchdringlichem Buschwerk von
Acacien (L. II, §. 152) und Eukalyptus (L. II, §. 152) begleitet werden.
Nur hin und wieder zeigen sich größere Waldstrecke», deren weitzerstreute Bäume
dem Lande ein parkähnliches Ansehen geben. Auch in diesen Wäldern Kerr¬
sche» bis 200 Fuß hohe Eukalyptus und Acacien mit ungcfiedcrten
Blättern, sog. Phyllodicn, wo der Blattstiel, der die Fiederblättchen trage» sollte,
sich selbst zum Blatte ausbreitet und die verschiedensten. Gestalten annimmt.
Dabei stehen sowohl die Blätter der Acacien, als auch die blaugrün gefärbten,
säbelförmigen Blätter der Eukalyptus senkrecht, wodurch die Schattcnlosigkeit des
WaldeS noch vermehrt wird. Viele Bäume werfen jährlich die Rinde statt
der Blätter ab. Die Bergebenen haben einen dichteren Wicfenteppich, und in
den Gebirgslandschaften zeigt der Wald mannichfachere Formen: Casuarinen
(L. II, K. 275), riesigen Schachtelhalmen vergleichbar, myrtenartige Gewächse
und Fichten. Die Vegetation N. Australiens erinnert durch Palmen^ Pan-
danus und Schlinggewächse an die Formen der heißen Zone; vorherr¬
schend ist aber auch hier das matte, sahle Ansehen des lichten Waldes. Kein«
des Anbaus würdige Frucht wuchs im Lande wild; nur Wurzeln und Beeren,
darunter die sonderbaren „Kirschen, die den Kern außerhalb haben", dienen
neben dem kärglichen Erirage der Jagd und des Fischfangs den Ureinwoh¬
nern zur Nahrung. Seit der Besiedelung des Landes durch die Europäer ist
die Cultur der europäischen Getreide- und Obstarten, der Südfrüchte, des Weins
und der Olive mit dem günstigsten Erfolge eingeführt.
g. 39. Die Thierwelt. Große Hecrdcn von Meersäugethiercn
(Robben, der südl. Walflsch, der Finnflsch) beleben das australische Meer und
geben zahlreichen Schiffen Gelegenheit zn gewinnbringender Thätigkeit; an der
Ostküstc fängt man Riesenschildkröten, und an den Koralleuklippen der
Torresstraße findet man Trepang (L. I, §. 230) in Menge, zu dessen Fange
jährlich maloyische und chinesische Flotten erscheinen. — DaS Festland dagegen