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Buch VII. Asien.
Japan (1638), später auch China hermetisch ab. Der Norden Asiens wurde durch russi¬
sche Eroberung dauernd eröffnet. Hier eroberte der Kosukendauptmanu Jermak (1578 — 84)
und seine Nachfolger in kürzester Zeit das große sibirische Tiefland; schon 1638 war man an
den Küsten deS Ochotzkischen Meeres angelangt, und im Jahre 1689 wurde der erste Grenztraetat
zwischen China und Rußland geschloffen. Der Erzreichthum deö Ural, des Altai und der
Daurischen Gebirge zog europäische, wissenschaftlich gebildete Ansiedler dahin, die für die ge¬
nauere Kunde jener Gegenden viel leisteten. — Die erste Anregung zur Erforschung d r Nord¬
küste Sibiriens gieng von Holland aus. Da man nämlich keine genaue Vorstellung von der
Ausdehnung Asiens gegen Norden hatte, so glaubte man, durch die Umsegelung von Nord- -
europa und Nordasien einen kürzesten Weg nach China finden zu können. Die beiden Expedi¬
tionen von Barenz(1594) und HeemSkerk (1596) führten indes nur zur Entdeckung von
Nowaja Sembla und Spitzbergen, und die Erforschung der Nordküste Asiens mußte
von Sibirien auS auf dem Landwege geschehen. Dre Ablagerungen großer Massen fossilen
Elfenbeins an der Küste und auf den Inseln von Neu Sibirien unterhalten hauptsächlich den
Verkehr zwischen diesen öden Landschaften und dem innern. In diesem Jahrhundert haben
die zur Sicherung deS Handels mit Centralasien unternommenen Eroberungen der Russen in
Turkestan, sowie im Osten das Vordringen derselben in die Mandschurei die geographischen
Kenntnisse von diesen Gegenden sehr bereichert. Auch China und Japan haben in unseren
Tagen ihre Abgeschlossenheit aufgeben müssen: englische Dampfer befahren Chinas Ströme
und europäische Missionäre durchziehen das Land nach allen Richtungen. Den meisten Wider¬
stand gegen das Eindringen europäischer Einflüsse leistet noch immer die fanatisierte muha-
medanische Bevölkerung in Arabien und den Ländern im Osten des Kaspischen Meeres.
§. 67. Grenzen, Größe, Gestalt und Küsten des Erdtheils.
Im Norden wird der Erdiheil.durch das Nördliche Eismeer begrenzt,
im Osten durch das Nördliche Eismeer und den Stillen Ocean. Auf
letzterer Strecke ist nur die Begrenzung gegen Australien etwas unsicher.
Die oben §. 66 mitgetheilte Bestimmung der Grenze wurde durch Be¬
achtung des Verschwindens asiatischer Thier- und Pflanzenformen gegen
Australien hin gefunden. Im Süden und Südwesten bespült der In¬
dische Ocean mit seinen Verzweigungen bis Suez hin das Land. Im
Westen bildet das Mittelländische Meer bis zum östlichen Winkel des
Schwarzen Meeres, der Küste des alten Kolchis am Südabhange des
Kaukasus, die Grenze, die nur in der Jnselflur des Archipelagus etwas
unsicher ist. Schwieriger aber ist die Grenzbcstimmung auf der Land¬
strecke zwischen Europa und Asten. In ihrer nördlichen Hälfte bildet
das Uralgebirge zwar keine politische Grenze, denn die europäisch-russi¬
schen Provinzen Kasan und Astrachan greifen darüber hinaus, wohl
aber eine physische, die nicht bloß als Wasserscheide auftritt, sondern sich
auch als Vegctationsgrenze zu erkennen gibt, indem weder Eichen noch
Heiden seinen Rücken überschreiten. Vom Südende des Uralflusses nimmt
man als Grenze gewöhnlich den Uralfluß, die Nordwestküste des Kas¬
pischen Meeres, den Terek und den Kuban an. Angemessener wäre
es jedenfalls, statt der letzten beiden Flüsse die zum Dou und dem Kaspi
abwässernde Manitschniederung zu wählen, welche als der Rest einer
früheren Wasserverbiudung zwischen dem Schwarzen und Kaspischen
Meere anzusehen ist. Jetzt liegt, vielleicht durch Austrocknung in Folge
von Klimaveränderungen, der Spiegel des letztgenannten Meeres 74'
unter dem des Schwarzen Meeres, und dadurch ist jene Verbindung
unterbrochen, die man jetzt durch einen Canal wieder erneuern will.
Einst hatte das Kaspische Meer einen weit größeren Umfang und stand
auf der Ostseite des Ural mit dem nördlichen Eismeer in Verbindung.
Das bei seinem Rückzüge trocken gelegte Land ist da, wo zum Meere