§. 23. Uebersicht der wichtigsten Cultur- und Handelspflanzen. 71
Amerika, wohin er durch Bligh (1793) eingeführt ist. 2) Die Banane oder
der Pisang (L. II, §. 292), ursprünglich in Ostindien heimisch, jetzt aber über
alle Erdtheile ausgebreitet, denn selbst in Andalusien und Sicilien kommt sie
noch fort. Keine Pflanze gewährt dem Menschen so reichliche Nahrung als
diese. Dieselbe Fläche mit Weizen besät würde nur mit Kartoffeln >/44
des Betrags der Banane liefern. Dabei bedarf die Plauze fast gar keiner
Cultur. Nach 8 bis 9 Monaten ist ihr Wuchs vollendet, nach 10 bis 11
Monaten kann die Frucht gepflückt werden (60—80 ÏÏ von einer Pflanze). Dann
wird der Huuptstamm umgehauen; aber er ist von Wurzelschößlingen umge¬
ben, von denen man einen stehen läßt, der nach drei Monaten schon wieder
Frucht bringt. So bewahrt der immerfort quellende Nahrungsstoff unbeholfene
Menschenstämme, wie die Waldindianer Südamerikas, vor ihrem Untergange.
3) Palmen (L. II, §. 306) und zwar a) die C0c0spalme. Von den Ge¬
stadeinseln an der Landenge von Panama scheint der Baum, dessen Frucht im
Seewasser seine Keimkraft nicht verliert, durch Mecresstömungcn über ganz
Océanien bis nach Ceylon verbreitet zu sein. Durch Zuthun menschlicher
Thätigkeit hat er sich dann nach Arabien, den Küsten Afrikas und des östlichen
Amerika innerhalb der Tropenzone verbreitet. Es ist ein litoraler Baum, der
landeinwärts durch andere Palmen ersetzt wird. Nirgends aber tritt der Baum
als ausschließliche Nahrungspflanze auf. Der sonstige mannichfache Nutzen der
Pflanze ist in aller Munde; hier mag nur noch an die Cocosfaser, Coir ge¬
nannt, erinnert werden, die ein sehr haltbares Tauwerk abgibt, und an das
Cocosnußöl, einen der bedeutendsten Handelsartikel von Ceylon, b) Die D attel-
valme, der Nahrungsbauni der regenlosen Zone von Nordafrika und West¬
asien, aber auch noch in Spanien, Sicilien, Kreta an günstigen Stellen seine
Früchte reifend. In unzähligen Spielarten angebaut macht er allein die Wüste
bewohnbar. Aus Stecklingen gezogen trägt der Baum erst im 20ten Jahre
Flüchte, fährt dann aber damit, wie man behauptet, 200 Jahre lang fort,
und es kommt vor, daß ein einziger Baum im Jahre 10 große Rispen, jede
von 2000 Früchten, trägt. — Zahlreiche andere Palmenarten mit eßbaren
Früchten müssen wir hier übergehen. Auch die Ob starten können wir hier
nicht im einzelnen aufzählen. — Durch ihr Mark werden wichtig 4) die
Sagopflanzeu, namentlich die Sagopalme (Sagus Rumphii) und Cycas
circinalis (L. II, §. 280). Beider Heimat sind die östlichen Inseln des hin¬
terindischen Archipelagus. Die Sagopalme besonders liefert ihr Mehl in ver¬
schwenderischer Fülle; der einzelne Baum, der 15 Jahr bis zur Reife bedarf,
hält 500—600 N Mehl, und die Cultur geschieht fast ohne alle Arbeit. —
Als durch ihren Saft nahrhafte Pflanzen nennen wir 5) das Zuckerrohr
(L. II, §. 322. 2), früh aus seiner vorderindischen Heimat nach China, so
wie nach Arabien verbreitet und dann durch die Araber in die südlichen Ge¬
stadeländer des Mittelmeers eingeführt, wo die Pflanze noch jetzt in Andalusien
und in Sicilien angebaut wird. Ueber die Kanarischen Inseln ist sie dann
nach Amerika gebracht, wo sie besonders in Westindicn, Brasilien und den
südlichsten der Vereinigten Staaten cultiviert wird. In Afrika bildet sie den
Hauptgegenstand der Cultur auf den Mascarenen. Da der Europäer den Feld¬
arbeiten, die der Anbau des Rohrs fordert, nicht gewachsen ist, so hat der rasch
steigende Verbrauch des Zuckers (für Europa im Jahre 1700 — 100 Millio¬
nen ffi, 1854 — 2590 Millionen F> besonders dazu beigetragen, dem Skla¬
venhandel immer größere Dimensionen zu geben und dadurch Afrika zu einer
Stätte der Noth und moralischen Verwilderung zu machen. Wo nun die Neger
emanicipicrt sind, da hat alsbald auch die Production des Zuckers nachgelassen,
und um den Ausfall zu decken, hat man chinesische und indische Arbeiter als
freie Arbeiter, .sog. Kuli. in den Colonicn eingeführt. Keine andere Pflanze
hat derartige Völkerwanderungen hervorgerufen.