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Sagen und Erzählungen.
„Von Gold und Edelsteinen Erfreute dran den Mut,
Ich nicht viel rühmen kann. Wie es gewachsen war.
5 Doch war ich einst verirret 6 Der Herr war alt und laß,
Im dicksten Wald allein, Das Reislein war ein Baum;
Und unterm Sternenhimmel Darunter oftmals saß
Schlief ich ermattet ein. Der Greis in tiefem Traum.
6 Da war es mir im Traume, 7 Die Wölbung hoch und breit
Als ob ich gestorben wär', Mit sanftem Rauschen mahnt
Es brannten die Trauerlampen Ihn an die alte Zeit
In der Totengruft umher. Und an das ferne Land. Uhland.
7 Und Männer standen und Frauen
Tief trauernd um meine Bahr',
n annd un rne en 85. Rudolfs Ritt zum Grabe.
Daß /ich gestorben waͤr. Auf der Burg zu Germersheim,
8 Da fiel aufs Herz mir nieder Stark am Geist, am Leibe schwach,
Ein Tropfen heiß uͤnd groß Sitzt der greise Kaiser Rudolf,
Und ich erwacht' — und ruhte Spielend das gewohnte Schach
A 2 Und er spricht: „Ihr guten Meister
In eines Bauern Schoß. 3
d Vom vohhau wonr er gehen Arzte, sagt mir ohne Zagen,
Spar lent n Wann aus dem zerbrochnen Leib
n men Rautlaue de Wird der Geist zu Gott getragen?“
in wareh 3 Und die Meister sprachen: „Herr,
in wur bes Herz. Wohl noch heut' erscheint die Stunde.“
10 Die Fürsten saßen und horchten Freundlich lächelnd spricht der Greis:
Verwundert des Grafen Mär, „Meister, Dank für diese Kunde!“
Und ließen höchlich leben 4 „Auf nach Speier! auf nach Speier!“
Des Würtembergers Ehr· Ruft er, als das Spiel geendet,
B. Zimmermann. Wo so mancher deutsche Held
Liegt begraben, sei's vollendet!
84. Graf Eberhard Weißdorn. 5 t r ag e das du
Das mich oft zur Schla etragen!“
Graf Eberhard im Bart Zaudernd n die Diener gn
Vom Würtemberger Land, Doch er ruft „Folgt ohne dagen!“
Er kam auf frommer Fahrt 6 Und das Schlachtroß wird gebracht.
Zzu Palaästinas Strand. „Nicht zum Kampf, zum ew'gen Frieden,“
2 Daselbst er einstmals ritt Spricht er, „trage, treuer Freund,
Durch einen frischen Wald; Deinen Herrn, den Lebensmüden!“
Ein grünes Reis er schnitt 7 Weinend steht der Diener Schar,
Von einem Weißdorn bald. Als der Greis auf hohem Rosse,
3 Er steckt es mit Bedacht Rechts und links ein Kapellan,
Auf seinen Eisenhut, Zieht, halb Leich) aus seinem Schlosse.
Er trug es in der Schlacht 8 Trauernd neigt des Schlosses Linde
Und über Meeres Flut. Vor ihm ihre Äste nieder;
4 Und als er war daheim, Vögel, die in ihrer Hut,
Er's in die Erde steckt, Singen wehmutsvolle Lieder.
Wo bald manch' neuen Keim 9 Mancher eilt des Wegs daher,
Der milde Frühling weckt. Der gehört die bange Sage,
5 Der Graf, getreu und gut, Sieht des Helden sterbend Bild,
Besucht' es jedes Jahr, Und bricht aus in laute Klage.