I U'tUi?
Zweiter Abschnitt.
Luther fängt um diese Zeit seine Nefor»
m a,t ion an.
¡| i. : ' ''
Die Befestigung der innern Ruhe verschaffte den
Teutschen Muse zum Nachdenken. Die Zahl der
Humanisten, welche sich dem Studium der alten
Sprachen, und der schönen Wissenschaften widmeten,
und ihr Einfluß war bereits überwiegend groß; man
schöpfte immer tiefer aus den Quellen des Wahren und
Schönen; der Untersuchungsgeift strebte immer mäch¬
tiger empor; ein allgemeiner Drang, alles rings um
sich her zu verbessern, hatte sich bereits der Teutschen
bemächtiget. In einer solchen Lage läßt der Pabst,
um Geldbeiträge zum Bau der Peterskirche zu Rom
zu erhalten, einen neuen Ablaß gegen baare Bezah¬
lung verkündigen. Schon auf dem Concilium zN
Cvstnitz hatte der Pabst versprechen müssen, nicht mehr
so viel Ablässe auszuschreiben, womit bisher derpäbsts
liche Stuhl ein förmliches Gewerbe getrieben hatte.
Dessen ungeachtet wurde es bald wieder fortgesetzt,
und es ist beinahe unglaublich, welche Religionswi¬
drige Meinungen man dem Volke bei solchen Gele¬
genheiten beibrachte, um ja recht große Summen
Geldes zu erhaschen. Der Dominikanermönch Jo¬
hann Tetzel, dem jetzt das Geschäft, für den neuver-
kündigten Ablaß Käufer in Thüringen, Meißen und
Sachsen zu werben, übertragen war, betrieb es nach
dem Beispiele seiner Vorgänger mit nicht geringerer
O