Full text: Geschichte der Teutschen

Schwärmerei, und nun betritt Martin Luther, ein 
Augustinermdnch, und öffentlicher Lehrer der Theologie 
an der erst vor Kurzem errichteten kursächfischen ho¬ 
hen Schule zu Wittenberg, die Kanzel daselbst, und 
prediget öffentlich gegen diesen Unfug. Tetzel, der 
dieses erfährt, gerät!) in Aerger, und schilt ihn, wäh¬ 
rend daß er seinen Ablaß nur noch feueriger anprei¬ 
set, einen Ketzer. Aber Luther, ein in seiner Wissen¬ 
schaft eben so bewanderter Mann, als feueriger Kopf, 
schlägt im Jahre 1517 an der Schloßkirche zu Wit¬ 
tenberg yZ Sätze gegen die Mißbräuche des Ablasses 
an, und erbietet sich, sie öffentlich zu vertheidigen. 
§. 2. 
Dieser Kühne Angriff war zu einer Zeit, da ohne¬ 
hin alle höhere Stände gegen die Mißbräuche in kirchli¬ 
chen Dingen äußerst gespannet waren, von außerordent¬ 
licher Wirkung. In der größten Geschwindigkeit ver¬ 
breiteten sich Luthers Lehrsätze, und mit ihnen der 
Beifall, den man ihnen schenkte, in ganz Teutsch- 
land. Der Pabst, welchem dieselben als eine Ketze¬ 
rei vorgestellet worden waren, lud ihn zur Verant¬ 
wortung nach Rom vor. Doch der Kurfürst Fried¬ 
rich der Weise von Sachsen fand nicht für gut, ei¬ 
nen Lehrer an seiner hohen Schule, den er in seinen 
besondern Schutz nahm, nach Rom abgehenzu lassen, 
sondern brachte es durch sein Ansehen dahin, daß ihn 
der päbstliche Legat, Cardinal Cajetan, zu Augsburg, 
wo eben eine Reichsversammlung eröffnet war, zum 
Verhöre zog. Cajetan verlangte, daß Luther ohne 
weiters widerrufen sollte; dieser hingegen bestand
	        
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