Mexico. Einleitung. 865
wohl eingegangen sein. Die übrigen Indianer sind Nachkommen der
alten Mexica ner, eines Volkes, welches schon vor 300 Jahren mit
den jetzigen gebildeteren Asiatischen Völkern auf ziemlich gleicher Stufe
der Cultnr stand. Sie sind jetzt Christen, treiben Handwerke, Acker¬
bau und alle Europäischen Gewerbe, sind aber höchst unwissend, voll
Sklavensinn und bilden mit den Mischlingen größtentheils die niede¬
ren Stände der E., obgleich es unter ihnen auch einen Adel und oft
sehr reiche Familien giebt. Der Europäer hat die Bildung seines Va¬
terlandes mit sich hierher gebracht und für Wissenschaften und Künste
geschieht hier nicht weniger, als dort; ja von der hier eingetretenen
neuen politischen Gestaltung der Dinge läßt sich jetzt noch mehr er¬
warten. Die kath olische Religion, welche sonst die einzige geduldete
war, ist zwar noch jetzt die herrschende (es giebt einen Erzbischof und
9Bischöfe); jedoch haben auch die Protestanten freie Ausübung ihres
Gottesdienstes. Unter den hier statt findenden Beschäftigungen aller
gebildeten Völker nimmt der Bergbau eine wichtige Stelle ein; Fabri¬
ken und Handel, die unter der alten Verfassung zu sehr beschränkt
wurden, haben jetzt völlige Freiheit und leben auf; jedoch muß das
Land noch größtentheils mit Europäischen Fabrikwaaren versehen wer¬
den. Die Verfassung hat sich in neueren Zeiten gänzlich umgestaltet.
Mexico, der uralte Staat eines einheimischen, schon vor vielen Jahr¬
hunderten nicht gering ausgebildeten Volks, der Azteken und Tul-
teken, wurde in den Jahren 1519 bis 1521 von Ferdinand Cor¬
te z (tes) für die Krone von Spanien erobert und seitdem durch einen
Vicekönig regiert. Die eingewanderten Spanier bildeten eine für die
Eingebornen höchst drückende Aristokratie. Handel, Gewerbe, Acker-
und Bergbau wurden durch die Monopole und Beschränkungen der Re¬
gierung sehr niedergehalten; Farbe und Abstammung entschied über
die Rechte der E. Da brachen bei dem zerrütteten Zustande Spaniens
1809 Unruhen aus. Es bildete sich eine eigene Regierung, anfangs
im Namen Ferdinands VII.; allein durch die Maaßregeln der Junta
in Cadix veranlaßt, ging die Unzufriedenheit in völlige Empörung
über, Hidalgo, Torres, Morales u. a. wurden die Häupter der¬
selben, ein blutiger Bürgerkrieg verwüstete das Land, jene starben als
Rebellen auf dem Blutgerüste; aber der Congreß von Chilpan-
zingo (tschil) erklärte 6. Nov. 1813 die Unabhängigkeit Mexicos und
die Versammlung der Mexicanischen Abgeordneten machte aus den Ge¬
birgen von Apatzingan am 23. Octbr. 1814 die erste Constitution be¬
kannt. Der verbannte Mi na trat 1817 an die Spitze der Insurgen¬
ten, ward aber auch gefangen und erschossen. Die Royalisten schienen
die Oberhand zu behalten, das Land aber war von Partheien zerrissen.
Da erschien Augustin de Jturbide als Obergeneral und Präsident
einer neuen Junta, schloß mit dem SpanischenVicekönigeO'Donoju
24. August 1821 einen Vertrag über die Verfassung des Landes, den
Ferdinand VII. beschwören sollte, den aber die Cortes in Spanien nicht
billigten. Nun erklärte der versammelte Congreß Jturbide (21. Mai
1822) zum Kaiser von Mexico; dieser gerieth jedoch bald mit
dem Congresse in Zwist, lösete ihn (30. Octbr.) auf und erregte da¬
durch solche Unzufriedenheit, daß er sich genöthigt sah, 20. März 1823