Object: Vaterländische Geschichte

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Übermute geprahlt, seine Pferde würden die Flüsse austrinken uud mit 
ihren Hufen die Städte zertreten. Die Bürger der Stadt Augsburg, an¬ 
gefeuert durch den mutigen Bifchof Ulrich, hielten sich tapfer, bis das 
deutsche Heer unter der Führung des Kaisers erschien. Auf dem Lech¬ 
felde, füdlich von Augsburg, kam es am 10. August 955 zur Schlacht. Heiß 
und blutig war der Kampf, groß der Sieg, und bedeutungsvoll waren 
seine Folgen. Die Ungarn wurden gänzlich geschlagen und auf der Flucht 
vollends vernichtet. Niemals haben sie nach dem Tage von Augsburg 
wieder gewagt, in Masse den deutschen Boden feindlich zu betreten. Ihre 
'Roheit und Raubgier minderte sich, und ehe das Jahrhundert zur Neige 
ging, beugten sich viele vor dem Kreuz. So ist auch für sie die Niederlage 
am Lech zu einem Segen geworden. In der ewig denkwürdigen Schlacht 
nahmen die Bayern neben ben Franken den vornehmsten Anteil an der 
Entscheidung. Viele Opser hatte der Sieg gekostet. Der Fraukenherzog 
Konrad wurde, als er iu der Hitze des Gefechtes beit Helm lüftete, tödlich 
getroffen; die mutigen Bischöfe von Eichstätt und Regensburg waren 
schwer verwundet. Kaiser und Fürsten, Bischöfe und Adelige, Bürger 
und Landleute kämpften gegen den gemeinsamen Feind — ein schönes Bild 
treuen Zusammenhaltens. Der Dichter zieht daraus folgende Mahnung: 
„Doch wär' es wahr, daß wir so ganz vergessen, 
Was unsre Väter herrlich einst getan? 
Nein, nein, drängt wieder sich ein Feind vermessen 
In Mordlust und in Beutegier heran, 
Dann mutig drauf, daß alle deutsche Erde 
Ein sieggeschmücktes großes Lechseid werde." 
L. Wohlmuth. 
Des Königs Bruder starb noch im nämlichen Jahre; Otto verlieh 
Bayern seines Bruders vierjährigem Söhnchen (Heinrich II.), an dessen 
Stelle des Kleinen Mutter Judith, die Luitpoldingerin, die Regentschaft 
führte. Als der deutsche Kaiser Otto I. gestorben war und sein Sohn 
Otto König wurde, strebte Bayerns Herzog selbst nach der Königskrone. 
Dadurch kam es zu Zank und Streit. Heinrich II. der Zänker, wie er 
genannt wird, floh, wurde aber gefangen genommen und abgesetzt. Später 
kam er noch einmal, nachdem zuvor zwei andere Herzoge in Bayern regiert 
hatten, 10 Jahre laug auf den bayerischen Thron. (Vorher hatte er 21 Jahre 
regiert.) Der erste jener zwei Herzoge der Zwischenzeit war Otto I. von 
Schwaben, der gleichzeitig zwei Herzogtümer: Schwaben und Bayern, 
beherrschte. Der andere, welcher jedoch nur 2 Jahre Herzog von Bayern 
blieb, war der früher schon genannte Luitpoldinger Hezilo, der auf Bitten 
der Bayern vom Kaiser mit dem Herzogtum belehnt wurde und sich Hein¬ 
rich III. nannte. Man ersieht daraus, wie treu die Bayern von jeher 
an ihrem angestammten Herrscherhaus hingen. Nach dem Tode des Kaisers
	        
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