Full text: Lehrbuch der römischen Alterthümer für höhere Lehranstalten, Gymnasien und zum Selbstgebrauche

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Heilige Gebräuche. 
der Tempel, Altäre und Capellen. Sie geschah anfäng¬ 
lich von den Königen, dann von Consuln, nnd bisweilen 
von zwei besondern dazu ernannten Personen (Düumviri 
dedicandis templis). Liv. II, 8. Diese Weihung durste 
nur mit Genehmigung des Senats geschehen. Der Pon¬ 
tifex M. mußte dem, welcher die Dedication verrichtete, 
die Weihungsformel vorsagen, und die Handlung selbst 
wurde mit vielen Feierlichkeiten, Spielen, Opfern rc. be¬ 
schlossen. 2) CoNSECRATio, hat einen wettern Be¬ 
griff, und wird von der Weihung und Heiligmachüng meh¬ 
rerer Gegenstände gebraucht, z. E. der Opfergeräthe, Sta¬ 
tuen der Götter, gewisser Oerter rc. 3) Rbsbcratio, 
ist nicht das Gegentheil von Eonsecratio, sondern bestand 
darin, daß man das Volk oder eine einzelne Person von 
der Verbindlichkeit, eine Sache zu thun, warum man ge¬ 
beten hatte (obsecrare), deren Erfüllung aber unmöglich 
war, durch das Wort resecro wieder frei sprach. 
Denn man glaubte, daß jede Obseoratio eine nothwen¬ 
dige Verbindlichkeit auflege, das Gebetene zu thun. 
4) Exsecratio, war eine Verwünschung seines Fein¬ 
des, die auch von einer öffentlichen Person gegen die 
Feinde des Vaterlandes geschah. 5) Evocatio, war 
die feierliche Aufforderung des Schutzgottes einer belager¬ 
ten Stadt, dieselbe zu verlassen und nach Rom zu kom- 
men; denn die Römer glaubten, daß ein Ort nicht er¬ 
obert und behauptet werden könnte, wenn sie den Schutz- 
gott desselben nicht auf ihre Seite gebracht hatten. Die 
Evocatio geschah durch ein besonderes Gebet und durch 
Angelobung vieler Vorzüge, die man der Gottheit in ih¬ 
rem neuen Wohnsitz versprach. 6) Devotio, wenn sich 
jemand mit gewissen Ceremonien für das Wohl des ganzen 
römischen Volks, oder um ein Unglück vom Staat abzu¬ 
wenden, freiwillig dem Tod oder den unterirdischen Göt¬ 
tern weihte. Beispiele von solchen Weihungen erzählt 
Livius V, ki.; VII; 6 / VIII, g.; X, 28. Auf 
diese Art weihten bisweilen die römischen Feldherren ganze 
feindliche Armeen und eroberte Städte den unterirdischen 
Göttern, z. B. Carthago, Corinth, Veji rc. Un¬ 
ter den Kaisern weihten sich einige sogar für das Wohl 
und Leben des Monarchen, wie der Volkstribun PacuviuS 
für den Augustus. 7) Procvrationes, waren öffent¬ 
liche Anstalten zur Versöhnung der Götter durch Gebete, 
Opfer rc., wenn sie durch Prodigien ihren Zorn zu erken¬ 
nen gegeben hatten. Dieses nannte man Prodigin xro-
	        
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