Full text: Die Weltgeschichte für den Schulgebrauch

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Kunst und Wissenschaft ihr goldenes Zeitalter zu bereiten. 
Auch seine Kriegszüge waren meistens glücklich; nur den 
Germanen waren seine Heere nicht gewachsen. Nachdem 
Drusus, der von seinen glücklichen Unternehmungen gegen 
die Germanen den Beinamen Germanicus erhalten hatte, 
auf der Rückkehr von seinem Felvzuge an die Elbe 9 v. Chr. 
nach einem Sturz vom Pferde gestorben war, drang sein 
Bruder Tiberius tief in Deutschland ein und bezwang die 
Volker zwischen Weser und Elbe, deren Verwaltung August 
dem stolzen und habsüchtigen Quinctilius Va rus, der 
bisher Statthalter in Syrien gewesen war, anvertraute. Der 
Uebermuth, mit welchem er die Germanen behandelte, die 
Abgaben, welche er den bisher davon befreiten Völkern auf¬ 
legte und mit Härte eintreiben ließ, die römischen Einrichtun¬ 
gen, Gerichtsformen und Sprache, die er einzuführen trachtete, 
riefen eine feindselige Stinnnung hervor, welche er in seiner 
sorglosen Ruhe nicht bemerkte. Arminius (Hermann), 
geb. 18 v. Chr., ein Cheruskerfürst, empfand den tiefsten 
Schmerz über die Erniedrigung seines Volkes. ObgleiH er 
selbst im römischen Heere gedient und die Würde eines römi¬ 
schen Ritters erworben hatte, faßte er doch den kühnen Plan, 
die Erbitterung des Volkes zum Verderben der Römer und 
zur Befreiung des Vaterlandes zu benutzen. Während er den 
Schein williger Unterwerfung gegen Varus beibehielt, berei¬ 
tete er einen großen Theil seiner Landsleute zu einem Ueber- 
falle der Römer vor. Varus ahnte nichts davon und schenkte 
selbst dem Verräther Segest, einem anderen Cheruskerfürsten, 
dessen Tochter Thusnelda sich gegen des Vaters Willen mit 
Hermann vermählt hatte, keinen Glauben. Von Hermann 
und seinen Freunden begleitet, zog er, gegen den Rath des 
Segest, in das nördliche Westphalen, um einen dort ausge¬ 
brochenen Aufstand zu unterdrücken. Hermann führte ihn in 
unwegsame Gegenden, überfiel ihn in der Gegend des heuti¬ 
gen Detmold in den Schluchten und Engpässen des Teuto¬ 
burger Waldes, wo die bessere Kriegskunst und Bewaffnung 
nichts vermochte, und 24000 Römer erlagen dem wüthenden 
Angriffe der Germanen, zwei Adler und viele Fahnen fielen 
in die Hände der Sieger. Verzweiflungsvoll stürzte sich Varus 
in sein Schwert. Diese Schlacht wird die Hermanns¬ 
schlacht genannt (9 n. Chr.). Die römische Herrschaft dies¬ 
seits des Rheins war durch sie vernichtet. Augustus vernahm 
mit Entsetzen die Schreckensnachricht. Es wird erzählt, im 
Schmerze habe er sein Gewand zerrissen und ausgerufen:
	        
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