Full text: Erzählungen aus der bayerischen Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Pfalz

62 
Eine wichtige Veränderung wurde in diesem Zeit¬ 
raume auch dadurch herbeigeführt, daß seit Kaiser 
Heinrich I. an vielen Orten in Deutschland Städte 
angelegt wurden. Die Bewohner derselben erhielten 
manche Vorrechte und Freiheiten, so, daß sie nicht mehr, 
wie früher die Leibeigenen nur für ihre Herrn, sondern 
auf ihre eigene Rechnung und zum Verkaufe die ver¬ 
schiedenen HauSgeräthschaften verfertigen durften, wodurch 
die Handwerke und der Handel sich immer mehr ver¬ 
vollkommnen konnten. Eben so hat eS auch zur Belebung 
des Ackerbaues sehr viel beigetragen, daß die Leibeigenen, 
welche an einem Kreuzzuge Antheil nahmen, nach dem 
Befehle deS heiligen Vaters ihre Freiheit erhielten, oder 
wenn sie recht fleißig waren, sich Eigenthum erwerben, 
und die Freiheit erkaufen konnten. Auch gaben viele 
Gutsbesitzer ihren Leibeigenen ein Stück Land, welches 
sie für sich anbauen durften, wenn sie ihren Herrn nur 
jährlich eine bestimmte Summe Geldes oder einen Theil 
der geärndteten Früchte verabreichten. Diese jährliche 
Abgabe mußte jeder nachfolgende Besitzer dieses Grund¬ 
stückes entrichten, und wurde Gilde genannt. Daß 
jetzt die Leute diese Felder besser anbauten, als früher, 
wo sie nur für ihren Herrn arbeiteten, läßt sich leicht 
denken. 
Was so seit langer Zeit die Eintracht der weltlichen 
und geistlichen Obrigkeit zu Stande gebracht hatte, daS 
wurde durch die unter Heinrich IV. entstandenen 
Streitigkeiten und Kriege an vielen Orten wieder ver¬ 
nichtet. Ueberdieß wurden durch diese Kriege auch wieder 
andere Veränderungen herbeigeführt, welche für die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.