Hierauf würd»er aufReism geschickt, um die Be¬
dürfnisse, Vorzüge, Sitten und Gesetze fremder Völker zu
betrachten. '
Er hielt sich einige Zeit am kaiserlichen Hose zu Prag
auf. Er durchreiste Italien, Neapel, kam von da über
die Schweizer Alpen nach Lothringen, hielt sich daselbst
beym Herzog, dem Bruder seiner Mutter auf, kehrte dann
in seine väterlichen Lande zurück, und vermählte sich mit ei¬
ner Prinzessinn des Herzogs von Lothringen.
Als er in seinem 25. Jahre dieRegierung antrat, schien
das Morgenroth den angenehmsten Tag zu verkünden. Ein
junger Fürst, voll Geist und Leibeskräften, ausgerüstet mit
großen Kenntnissen, durch die Früchte seines eignen Stu¬
diums gebildet, auf Reisen in fremde Länder, wo er das
Gute und Schöne kennen lernte, geübt, von dem gewiss
senhaftesten Rathgeber, seinem frommen Vater, geleitet,
von seinen Brüdern geliebt, vom Kaiser und allen Reichs¬
fürsten geschäht, übrigens selbst strenge auf Gerechtigkeit
haltend, unermüdet für das Wohl seiner Unterthanen, ver¬
band Maximilian mit seinen schönen Geistesvorzügen eben
so edle Eigenschaften des Herzens. Kurz Alles vereinigte
sich, um ihn zum Glücklichsten aller Fürsten, und Baiern
zum Glücklichsten aller Länder zu machen. Weit entfernt
vonjugendlichenFehlern, ein geschworner Feind vom Müs-
siggang und Schwelgerey fand er seine ganze Lust in Re-
gierungsgeschaften. Er selbst las alle eingekommene Be¬
richte und Bittschriften, keine blieb über 24 Stunden in
seinem Kabinete liegen, er signirte die meisten eigenhändig
und drang mit Strenge auf die Beförderung der Gerecht
tigkeitspflege. Rechtschaffenheit und Verdienst belohnte ek