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dieser Gräulscenen befand sich Mar mit der Regierung in der
Festung Braunau; Wallenstein aber saß mit seinem Heere, unbe¬
kümmert um Bayerns Elend, in Böhmen. Marimilian erlebte
sogar (1633—1634) den Schmerz, daß sich das Landvolk zwischen
dem Inn und der Isar zusammenrottete, um Freund und Feind
Durchzug und Obdach zu wehren. Ein Kapuziner, kater Ro¬
manus, stillte den Aufruhr an der rechten Seite des JnnS
durch frommen Zuspruch; die Meuterer um Ebersberg und Was¬
serburg aber konnten nur mit Waffengewalt zur Ruhe gebracht
werden. — Endlich fiel Wallenstein durch Meuchelmord in Eger
(25. Februar 1634). Der Kaiser übertrug nun den Oberbefehl
über das Heer seinem Sohne Ferdinand, welchem er den General
Gallas an die Seite stellte. Mit ihnen vereinigten sich die
Bayern. Sie vertreiben die Schweden aus der Oberpfalz und
erobern Regensburg (26. Juli 1634) wieder. Von da rücken sie
an der Donau aufwärts bis Nördlingen vor. Bernhard und
Horn müssen nun Bayern räumen und erleiden endlich bei Nörd¬
lingen (am 7. September 1634), besonders durch die Tapferkeit
der Bayern, eine entschiedene Niederlage. Horn selbst wurde ge¬
fangen. Die Schlacht bei Nördlingen gab den Katholiken wieder
das Uebergewicht. Auch die Stadt Augsburg, welches die Schwe¬
den unter Hanns Georg im Winkel vertheidigten, bis alles E߬
bare verzehrt war, mußte sich an den bayerischen Obersten Wahl
(18. März 1635) ergeben. — Bayern war nun auf einige Jahre
frei von Feinden; allein seit 1634 wütheten Hunger und Pest im
Lande, und rafften noch mehr Menschen hin, als früher das
Schwert deS Schweden. In München allein starben in kurzer
Frist 15,000. Mar selbst weinte in Rannshofen über den Leich¬
nam seiner Gemahlin Elisabeth, 4. Januar 1635. Dabei lagen
die Getreidfluren Bayerns unangebaut, voller Disteln und Dor¬
nen; kein Pflug durchbrach sie. Wölfe und reißende Thiere zeig¬
ten sich auf den Schutthügeln verbrannter und verlassener Dör¬
fer. Mit düsterm Schmerz sah Marimilian Bayerns unendli¬
ches Leiden. Es zu lindem lag außer seiner Kraft. Er konnte
sich nicht mehr vom Kaiser trennen, und mußte mit ihm den Kampf
fortkämpfcn. Darum heirachete er, noch kinderlos, eine Tochter