Bayern nieder, und übergab daS Herzogthum im Jahre 1061
dem Grafen Otto von Nordheim bei Göttingen, dem ausgezeich¬
netsten Krieger seiner Zeit, der aber in der Folge der unversöhn¬
lichste Feind Kaiser Heinrichs IV. wurde.
8. 24.
Heinrich IV. hatte während seiner Minderjährigkeit sonder¬
bare und für seinen Charakter selbst nachtheilige Geschicke. Zuerst
stand er unter der Vormundschaft deS Bischofes Heinrich von
Augsburg, eines höchst übermüthigen Mannes. Deßhalb be¬
schlossen Hanno, der Erzbischof von Köln, der eigentliche Be¬
gründer der deutschen ReichSfteiheit, Markgraf Ekberth von Thü¬
ringen und Otto von Nordheim, Herzog von Bayem, den jun¬
gen Kaiser dem hochmüthigen Bischof Heinrich zu entreißen, erstem
unter ihre Obhut zu nehmen, und die Angelegenheiten auf eine
der ReichSfteiheit entsprechmde Weise zu leiten. — Heinrich IV.
ward daher (1062) zu KaiserSwörth bei Köln seiner bisherigen
Aufsicht entführt und jener deS strengen ErzbifchofeS Hanno un¬
terstellt. Reben diesem hatte Herzog Otto von Nordheim einen
Haupteinfluß auf die Reichsangelegenheiten. Allein bald sahen
sich diese gezwungen, auch dem Erzbischöfe Adelbert von Bremen
und Hamburg, einem geistreichen aber höchst ehrgeizigen Manne,'
Einfluß zu gestatten. Dieser zeigte sich dem jungen König Hein¬
rich gefällig und nachgiebig und legte dadurch den Grund zu
dem unsittlichen Charakter desselben. DaS Reich wurde mit
Willkühr verwaltet, und namentlich bei Verleihung der kirchlichen
Würden der schändlichste Handel (Simonie) getrieben. Dadurch
mußte die Sittenreinheit der Geistlichen in und außer den Klöstern
abnehmen. Man suchte zwar 1066 den König Heinrich dem Ein¬
flüsse AdelbertS zu entziehen; allein dieser wußte 1069 seine alte
Stellung am Hofe wieder zu gewinnen, und bis zu seinem Tode
1072 zu behaupten.
8. 25.
Heinrich IV. erreichte (1065) sein 15. Lebensjahr und sollte
in diesem Alter, er, der schrankenlos erzogen, sich selbst nicht be¬