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Rates und fing an, sich als den Landesherrn der Stadt zu betrachten.
Nordhausen war also von allen Seiten bedroht.
2. Bis zum Jahre 1625 merkte man in unsern Gegenden wenig
von dem Kriege. Da kam Tilly mit seinem Heere. Er nahm die beiden
Schlösser Lohra und Clettenberg in Besitz, befestigte sie und belegte sie
mit Soldaten. Alle Dörfer, die Städte Bleicherode, Ellrich und Sachsa
lagen voll von Kriegern, die unglaublich zügellos waren; sie verwüste¬
ten die Felder, raubten das Vieh, und die Leute wußten nicht, woher
sie die hohen und immer wieder geforderten Kriegssteuern nehmen
sollten. Von dieser Zeit ab finden wir auch in den Kirchenbüchern die
Spuren des Krieges; so ist in dem Kirchenbuche zu Pustleben zu lesen,
daß dort 1625 fünf Soldaten gestorben und begraben sind. Zu dem
Kriegsunglücke kam dann 1626 noch die Pest, an der z. B. in Pust¬
leben, das damals nur 400—500 Einwohner hatte, in einem Jahre
121 Personen starben, während Mitteldorf 71 verlor. Im Herbst 1627
besetzte der sächsische Oberst Vitzthum von Eckstädt die ganze Grafschaft.
Da die geforderte Landfchatzungsfumme nicht sogleich ausgebracht werden
konnte, ließ er in der Christnacht trockenes Holz um die Burg Honstein
aufschichten und dann die Burg und das Holz anzünden. Damit nie¬
mand löschen oder etwas aus der Burg retten könne, ließ er eine
Postenkette von Soldaten um den Burgberg aufstellen. So wurde die
alte Grafenburg ein Raub der Flammen und liegt feit dieser Christ¬
nacht in Trümmern.
3. Von 1626—1649 hat die Stadt unter fortwährender Einquartie¬
rung zu leiden gehabt. Zuerst kamen die kaiserlichen Truppen, später
auch schwedische; beide hausten gleich schrecklich in der Stadt. Die zucht¬
losen Soldaten brachen in die Häuser ein und raubten, was sie finden
konnten, erschossen die Leute aus offener Straße und schlugen die Rats¬
personen. Ungeheure Kriegskosten sollte die Stadt zahlen. Wenn das
Geld nicht gleich beschafft werden konnte, wurde das Vieh weggetrieben.
1636 trafen fünf kaiserliche Regimenter ein, um hier Quartier zu
nehmen. Diese konnte die Stadt nicht alle verpflegen; daher forderte
der General 8000 Thlr. Entschädigung, dafür sollten drei Regimenter
abziehen. Als der Rat erklärte, es sei unmöglich, diese Summe zu be¬
schaffen, wurde er gefangen genommen. Mit vieler Mühe brachten die
Bürger schließlich alles vorhandene Geld und an Gold- und Silber¬
sachen so viel zusammen, daß sich der General zufrieden erklärte. Statt
der versprochenen drei Regimenter schickte er aber nur zwei nach Mühl¬
hausen. Ein anderes Mal drohte Pappenheim, die Stadt auszubrennen,
wenn sie nicht eine hohe Summe Geldes zahle. Mit Mühe brachte die
Bürgerschaft einen silbernen Pokal voll Dukaten und Speziesthaler zu¬
sammen, und der Ratsherr Joh. Friedrich Stieff ritt über den Harz
und überreichte den Pokal in des Generals Abwesenheit der Gemahlin
desselben. Sie nahm die Gabe an, bedeutete ihm aber, schleunigst zurück¬
zureisen, da ihm sonst ein Übel geschehen möchte, weil das Geld durch¬
aus nicht zureiche. Als nun Stieff bei Stiege sein Pferd einen Ab¬
hang hinunterführte, ben Zügel bes Pferbes am rechten Arm Haltenb,