Object: Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen

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zu machen. Statt nämlich den aus der Nuß in Stücken herausgeschnittenen 
Kern in die Olpresse zu tun, trocknete man ihn jetzt leicht auf einem ein— 
fachen Holzgerüst an der Sonne. Dadurch wird er haltbar und tauglich, 
aufgespeichert und versandt zu werden. Freilich trocknet er bei längerem 
Lagern immer noch etwas mehr ein, wodurch er ein wenig an Gewicht 
und an Olgehalt verliert; doch ist dieser kleine Nachteil gegenüber dem 
riesigen Vorteil nicht in Anschlag zu bringen, daß jetzt kein ranziges Ol 
mehr in Europa ankommt, sondern der noch ungepreßte, zu mancherlei 
Erzeugnissen verarbeitbare, trockene Kern der Kokosnuß, die Kopra. 
Tatsächlich gelang es in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Sl⸗ und 
Fettwaren aus der Kopra herzustellen, z. B. Seifen, Kerzen, Kokosbutter, 
und es werden immer noch neue Verwendungszwecke gefunden. 
Da die glückliche Webersche Erfindung zudem noch den großen Vorteil 
mit sich brachte, daß die Rückstände, die früher an Ort und Stelle nutzlos 
waren, jetzt noch als Kraftfutter verwendbar sind, so braucht man sich nicht 
zu wundern, daß die Kopra in allen Ländern der Erde flotten Absatz findet 
und hoch im Preise steht. So hat man früher schon den Wert einer Tonne 
Kopra auf 120 bis 200 Mark berechnet. 
Wie groß der Verbrauch davon auf der Welt ist, erhellt z. B. aus der 
Tatsache, daß es in Marseille und Umgebung Olfabriken gibt, die etwa 
800 000 Tonnen Kopra zu je 1000 kg jährlich verarbeiten. Auch in Deutsch— 
land, z. B. in Bremen und Hannover, bestehen solche Fabriken. Die Nach— 
frage nach Kopra ist fortwährend im Steigen, so daß Pflanzer und Händ— 
ler in den letzten Jahren stets einen willigen Markt gefunden haben, der 
ihnen Gewinn sicherte und sie zu neuen Anlagen und zur Ausdehnung des 
Handels ermutigte. Man kann im Durchschnitt rechnen, daß aus 7000 
Nüssen eine Tonne Kopra hergestellt werden kann. Die volltragende Palme 
trägt 70 bis 100 Nüsse, 1ha liefert daher etwa gegen das zehnte Jahr 
eine Tonne Kopra. Europäer und zahllose Schwarze finden ihren Unterhalt 
bei der Verwertung dieser nützlichsten aller Palmen. 
Die Anforderungen, die die Palme ihrerseits an Boden, Klima und 
Pflege stellt, sind nicht erheblich. Sie liebt Salzluft und Seewinde, bevor— 
zugt etwas sandigen, nicht allzu schweren, auf der Koralle ruhenden Boden. 
Daraus ist zu folgern, daß sie am besten an der Meeresküste gedeiht. Nach 
dem Innern des Landes nimmt sie an Zahl und Ertragsfähigkeit ab, bis 
sie in einer gewissen Entfernung von dem Meere ab gänzlich verschwindet. 
Damit ist auch die Grenze ihres nutzbringenden Anbaus gegeben, er hat 
sich auf die Küstengebiete zu beschränken. 
Bezüglich des Raumes, dessen die Palme zu ihrer gedeihlichen Ent— 
wicklung bedarf, ist sie anspruchsvoll. In der Südsee hat die Erfahrung 
gelehrt die einzelnen Bäume in Entfernungen von je 10 m nach jeder Seite 
hin zu pflanzen. Auf 1ha gehen daher nur 100 Kokospalmen, die im 
echsten Jahre etwa 20 Nüsse auf den Baum und von da ab von Jahr zu 
dahr mehr liefern, bis sie im Alter von 10 bis 12 Jahren mit 70 bis 100
	        
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