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vellen liegen offenbar den spätern Volksbüchern: der schönen
Magellone und Melusine, der Genovefa, dem Kaiser Oktavi-
anus, dem gehörnten Siegsried rc. zu Grunde.
Daö wundersamste ihrer Dichtwerke aber ist daS
Nibelungenlied, dem Homerischen Epos verwandt, und
am Ende des 12. Jahrh, aus uralten religiös-nazionalen
Stammsagen der Burgunder, Gothen und Franken, mit Be,
Ziehung auf Sachsen, Schwaben und Bayern, zu einem gro¬
ßen Heldengedichte erwachsen. Es versetzt uns in die Zeiten
AttilaS und der Völkerwanderung, aber gemildert durch den
Geist des ritterlichen und minnigllchen Hofdienstes, und schil¬
dert wie die Edda, den Kampf und Untergang der alten
Heroenzeit und das Eigenthümliche der altgermanischen
Heldennatur. Im deutschen Heldenbuche sind diese Sagen
weiter fortgeführt. Ausserdem wurde in den lieblichsten Dich¬
tungen Karl d. Gr. und Dietrich von Bern, der Ostgotherr-
könig, so wie deren Paladinen oder heldenmüthige Gefährten
besungen, unter denen der rasende Roland vor allen an
Kraft und Muth hcrvorstrablt.