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Dritter Abschnitt.
Bayern unter den Wittelsbackern.
56.
DaS Zeitalter der Hohenstaufen.
Das Zeitalter der Hohenstaufen darf mitRecht die Jung,
lingszeit deutscher Menschheit genannt werden. Alles ent¬
wickelte sich da in Kraftfülle, in Begeisterung und Sehnsucht,
alle großen Erscheinungen des Mittelalters in der Kirche, im
Kaiserthum, in der Religion, in der Kunst und Poesie, haben
da ihre Höhe erreicht. Auch die vielherrlichen Wittelsbacher
halfen diese Blüthenzeit herbeiführen. Kaiser Friedrich der
Rothbart verlieh (1180, 10. Oktober) das erledigte Herzog¬
thum Bayern seinem Pfalzgrafen und treuen Waffengenossen
Otto von Wittelsbach, dem theuerwerthen Helden vom ural¬
ten Stamme der Schyren, nun erblichen Grafen des Donau¬
gaues (Kelheim, Ingolstadt, Neuburg, Aichach, Rain, Wit¬
telsbach) und des Eisengaues Moosburg, Erding War¬
tenberg, Dachau, Schrobenhausen, Scheyern und der müt¬
terlichen Güter zu kengenfeld, auch Schirmvögte des Hoch-
stiftes Freising. Er hat aber das Herzogthum Bayern nicht
auS uralten Ansprüchen, sondern durch kaiserliche Verleihung
erhalten, anfangs mit ganz geringer Dotazion. Steyermark
und Tyrol oder Meran, auch das uralte Ratisbona, bisheri¬
ger Sitz der bajoarischen Herzoge, wurden von Bayern abge¬
rissen. Meran erhielt ein Graf von Andechs, Regensburg
ward zur Reichsstadt erhoben; die wclfischen Stammgüter aber
im Rordgau: Floß, Parkstein, Weiden, Amberg, Hohen-