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ganz Bayern unter schrecklichen Verwüstungen, und ängstigten
denKurfürsten zu einem Waffenstillstand (1647,14 März). »Acht
undzwanzig Jahre» — sprach der bedrängte Greis — »habe
ich mich für Oestreich geopfert und den ärgsten Haß auf mich
geladen; in der höchsten Noth verläßt es mich!» Maximilian
mußte geduldig zusehen, wie Freund und Feind sein armes
Land verwüsteten. Als sein Heer wieder zu den Waffen griff,
betraten die französisch-schwedischen Heere Bayern zum vier-
tenmal (1648).
Jetzt ward das ganze Land eine große Brand - und Blut¬
stätte, hingeopfert die Einwohner durch Hunger, Jammer
und Mord jeder Art. Um das Geständniß verborgener Schätze
zu erpressen, wurden den Unglücklichen die Fußsohlen aufge¬
schnitten, Pulver hinein gestreut und dann aufgebrannt, oder
ihnen Unflath in den Hals gegossen und dann auf deren
Bauch herumgesprungen, das hieß der »Schwedentrank.» Die
zum Unglücke noch Lebenden zehrten von Baumrinden und
Eicheln. Wo einst die fröhliche Menge sich drängte, ward
stille einsame Wüste, und statt herrlichen Saaten wuckserte
ärmliches Unkraut.
104.
Der westphälische Friede und Bayerns Zustand nach
dem Kriege.
Endlich nach 30 Jahren voll Schlachten, Mord, Brand
und Seuchen, endete der westphälische Friede (1648, 24.
Okt.) den namenlos schrecklichen Krieg. Die deutsche Nazion
war in ein ärmliches Geschlecht von Bettlern und Räubern
verwandelt. Verhungerte Bauern, feige Bürger, liederliche
Soldaten und grollende Pfaffen waren der Rest des großen
Geschlechts, das untergegangen.
Das Elend des Kriegs wurde durch die Schande des
Friedens noch überboten: Frankreich und Schweden verfügten
über Deutschland wie über ein erobertes Land. Die Einheit