Full text: Die Nazional-Geschichte der Bayern für Schule und Haus

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schwornengerichte eingeführt. Die Gewalt des 
Königs wurde enger beschränkt, das Volk für den 
wahren und eigentlichen Souverän oder Herrn 
des Staates und der höchsten Staatsgewalt er¬ 
klärt, der König aber sollte nur der erste Beamte 
des Volkes seyn. Zur Wahrung dieser neuen Der- 
fassung wurden alle Bürger desReichs von 18 — 60 
Jahr bewaffnet und zur Nazionalgarde erklärt. 
Eine so schreckliche Demüthigung erregte die äußerste 
Wuth der Aristokraten. Sie wendeten jegliches Mittel der 
-List und des Derrathes an, ihre alte Macht und Herrlichkeit 
wieder herzustellen. Die ungeheuer tobende Volksmenge dev 
Hauptstadt aber, geleitet von mehrern Klubbs, besonders den 
furchtbaren Jakobinern (Pethion, Marat, Danton, 
Robespierre rc.) machten alle ihre Anschläge zu nichte, 
und brachten über ganz Frankreich eine Zeit des Schreckens 
und Entsetzens. Alle königlich Gesinnte ohne Ansehen der 
Person wurden verfolgt, eingekerkert, erwürgt. Tausende 
von Schlössern und Klöstern standen vom Rhein bis zu den 
Pyrenäen in Flammen, ausgeraubt und verwüstet. Erschrocken 
flohen die Prinzen, die Edelleute, die Geistlichen in die 
Fremde, besonders nach Worms und Koblenz, und schickten 
an die Fürsten des Erdtheils, ihre Hülfe anzurufen. Aber 
die feindselige Stellung, welche diese Emigranten oder 
Ausgewanderten gegen Frankreich annahmen, stürzten den 
König, statt ihn zu retten, ins Verderben. 
121. 
Der Feldzug von 1792. 
Die europäischen Machthaber sahen in dem Umstürze der 
französischen Verfassung nichts denn Volksempörung gegen 
rechtmäßige Obrigkeit. Kaiser Leopold II. und König Friedrich 
Wilhelm II. schloßen 1791 zu Pillnitz in Sachsen ein auf 
Wiederherstellung der alten Ordnung der Dinge berechnetes
	        
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