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völlig wieder her. Die alten Diplomaten und Polizeimänner
sachten die frühere absolute Fürstenherrschaft nach Innen, und
das ängstliche System des politischen Gleichgewichts nach
Aussen wieder in Gang zu bringen. Für Deutschland sollte
trotz so ungeheurer Opfer nichts gewonnen seyn, da Frank¬
reich und Rußland darin einverstanden wären, die Einheit
Deutschlands und die Wiederherstellung seiner vorigen Größe
unter allen Umständen zu verhindern. Die Fürsten des ehe¬
maligen Rheinbundes schloßen sich dieser Politik willig an,
weil sie sich dadurch allein die Erwerbungen und Souveräni-
tätsrechte, die sie von Napoleon erhalten, sichern konnten.
Es kam daher zu keiner sogenannten Wiedergeburt Deutsch¬
lands, wie die deutschen Patrioten erwarteten, sondern nur
zu einer neuen Bertheilung desselben. So ging der Same
der Zwietracht schnell auf. Das Volk wollte freisinnige Ver¬
fassungen, vereinfachte Rechtspflege, leichtere Staatslasten.
Es war der feigen wehrlosen Verweichlichung des vorigen
Jahrhunderts entwachsen; in der großen Zeit des Kampfes
hatte es in Masse wieder die Massen führen lernen und ge¬
siegt in unsterblichen Schlachten; die Idee der Volksehre und
der Nazional-Einheit ward wieder in dasselbe gedrungen, und
besonders von der begeisterten Jugend, die zum Theil in den
Befreiungskriegen freiwillig mitgefochten, auf Schulen gepflegt.
Am 18. Okt. 1817 hielten an 600 Studenten von fast allen
Universitäten Deutschlands ein großes Fest auf der Wart¬
burg, wo die Einheit des Vaterlands und größere politische
Freiheit berathen, und zur Beförderung derselben die Bur,
schenschaft gestiftet wurde. Der frivole Theaterdichter
Kotzebue, von Rußland gesendet, griff diese deutschen Libe¬
ralen mit Hohn und Spott an, und ward deswegen von dem
Studenten Sand aus Wunsiedel in Mannheim ermordet
(1819). Deß erschracken alle Fürsten. Sie hielten einen
großen Kongreß zu Karlsbad, und ihre alten Diploma¬
ten, der Kern der stabilen Partei, bei denen Klugheit und
Kraft war, an ihrer Spitze der berühmte östreichische Staats¬
kanzler Metternich, errichteten zu Mainz eine Zentral-