a8 Geschichte ber Römer
daß an dem Platz, wo jetzt Rom steht, in unbekannter Vor--
zeit bereits eine stark bevölkerte Stadt gestanden sey. Die
Kanäle laufen übrigens nicht in der Richtung der Strassen,
sondern durchschneiden dieselbe.) Er legte auch den Grund
zum Kapitol, dessen Vollendung er aber nicht erlebte.
Zu seiner Zeit erlangten auch die Augurn großes An¬
setzn, denn Tarquinius fand es seinem Nutzen zuträglich,
den Aberglauben des Volks zu befördern, weil er sich da¬
durch seines Gehorsams mehr versicherte. Seine Gemah¬
lin Tanaquil wollte selbst vieles von.dieser Kunst verste¬
hen, aber AttusNävius ist als der grpßteAugur, der je
in Rom gelebt hat, bekannt. Da Tarquinius im Kriege ge¬
gen die Sabiner bemerkte, daß es ihm an Reuterey fehle,
so wollte er die drey Centurien von Reutern, welche Ro¬
mulus zuerst errichtet hatte, mit noch drey neuen vermehren:
allein der Augur Nävr'us widersetzte sich diesem Vorhaben,
und erklärte, daß die Götter es durch ihn untersagten, in irgend
einer Einrichtung, die von dem Stifter des Reichs herrührte,
eine Abänderung zu mächen'. Der König, (wie die Ge¬
schichtschreiber erzählen ) fand sich hierdurch sehr beleidigt,
und wollte bey dieser Gelegenheit die Kenntniß des wider¬
spenstigen Augurs auf die Probe setzen. Er fragte ihn da¬
her in öffentlicher Versammlung des Volks, ob er sich bey
Ausführung eines gewissen Vorhabens, das er im Sinne hät¬
te,, einen glücklichen Erfolg versprechen könnte. Nävius
stellte seine Augurien an, und versicherte darauf den König
'zuversichtlich, daß cs sehr wohl geschehen könnte. Nun,
sprach der König spottend, ich dachte du würdest diesen
Kiesel mit einem Scheermesser durchschneiden. Nimm hier
das Messer, und sehe zu, ob deine Vögel die Wahrheit sa¬
gen. Der Augur durchschnitt den Stein. Von dieser
Zeit an wurde nie in Rom etwas vorgenommen, nie
wurden Obrigkeiten gewählt, nie ein Heer in das Feld
geführt, eine Schlacht gewagt, oder Friede geschlossen, ohne
daß der Augur aus dem Fraß der heiligen Hühner, dem
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