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Geschichte der Römer
ster und Gattenmordes trieb-die Rosse über den Kör¬
per des Vaters. Das Volk nannte den Ort, wo diese
unnatürliche Tochter sich mit dem Blute ihres Vaters be¬
fleckte, bis in die, späteste Zeiten die Straße des Verbre¬
chens.
So starb Scrvius Lullius, ein König von ausneh¬
mender Gerechtigkeit und Billigkeit, nach einer vortreffli¬
chen und glücklichen Regierung von vier und vierzig Jah¬
ren. Die Weisheit des Numa, und des Ancus Martins,
die kriegerischen Tugenden des Romulus, und Tullus Ho-
stilius waren in ihm-vereint, so daß selbst ein trefflicher
Nachfolger ihm schwerlich gleich werden konnte. Das rö¬
mische Gebiet wurde unter ihm wenig vermehrt, aber er
gab der Verfassung des Staats eine innere Festigkeit, die
affen flüchtigen Glanz ausgebreiteter Eroberungen weit
überwog.
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VII. LarquinkusSuperbus (Jahr naty&b. b.@t.220 bis246.
LuciusTarquinius, Superbus, der Stolze genannt,
forderte, unbekümmert um die Billigung des Senats oder
des Volks, die Krone als ein Erbrecht; er versagte dem
ermordeten König das Bcgräbniß unter dem Vorwand, er
sey mit Unrecht Herrscher gewesen. Durch diese zwecklose
Handlung vermehrte Tarquinius den Abscheu, den der
Königsmord in den Gesinnungen aller rechtlichen Bürger
erzeugt hatte. Er glaubte seinen Thron durch Schrecken
zu befestigen, eine beträchtliche Anzahl Senatoren, und
andere vorzügliche Männer, die das Andenken an den
vorigen König ehrten, wurden das Opfer seines Argwohns.
Ihre Stellen im Rath wurden nicht ersetzt; er wähnte,
wenige würden das Joch ohne Widerstand tragen. Da¬
gegen vermehrte er seine Leibwache, die immer ein schwacher
Schirm gegen die Unterdrückung ist. Ohne Untersuchung
strafte er jeden den er für verdächtig hielt, an Leib, und
Gut; oft nur um das -Vermögen zu rauben. Gegen die
Ver-