Full text: Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

332 Innere Zustände Roms. 
^ §. 
Innere Zustände Rom's. Die Graechischen Unruhen. 
1. Eintritt der Verweichlichung in Rom. 
Mit der Zerstörung Karthago's hört das bessere Zeitalter 
der römischen Geschichte auf, und ein neues der steigenden Aus¬ 
artung der Sitten, der Bürgerkriege, welche bei allen inneren 
Zwistigkeiten der früheren Periode durch die vorwaltende Scheu 
vor bürgerlichen Gesetzen nicht aufgekommen waren, der furcht¬ 
baren Bedrückung der Unterthanen, der Rücksichtslosigkeit gegen 
alle Gebote der Moral und der Ehre trat ein. Noch erhob 
der Zeitgenosse des jüngeren Africanus, Polybius, den Recht¬ 
lichkeitssinn der Römer im Gegensatze zu den Griechen, vor 
deren Wortbrüchigkeit nicht Eide, noch alle gerichtlichen Vor¬ 
sichtsmaßregeln schützten. Allein die Entfernung aller auswärti¬ 
gen Gefahr machte den Einzelnen und bie. Gesammtheit über¬ 
müthig ; die Masse von Sklaven und Sklavinen, welche durch 
die Kriege nach Rom gekommen waren und für den Lebens¬ 
unterhalt und die Bequemlichkeit ihrer Herren sorgen mußten, 
brachte Verweichlichung in die Sitten. Die Römer wurden 
seit ihrer Berührung mit dem Oriente für griechische Sitten 
und griechische Laster immer mehr empfänglich. Vergeblich 
suchten Luxusgesetze den Aufwand zu beschränken; trotz einer 
Reihe von Verboten drangen Genußsucht, Weichlichkeit und Uep¬ 
pigkeit von Jahrzehent zu Jahrzehent immer mehr ein. Schon 
lange war ein Gesetz nothwendig geworden (de pecuniis re- 
petundis), um der Raubsucht und den Erpressungen der Feld¬ 
herren zu steuern; ebenso mußten auch beständige Gerichte (qiiae- 
stiones perpetuae) niedergesetzt werden, um den Uebertretungen 
der Gesetze bei der Bewerbung um Aemter (de ambitu), über die 
Volkshoheit (de intestate) oder der Veruntreuung von Staats¬ 
geldern (de peeulatu) entgegen zu treten. 
2. Umfang des Reiches. 
Rom beherrschte um das Jahr 146 Mittel- und Unteri¬ 
talien, das diesseitige Gallien, Spanien wenigstens dem grö߬ 
ten Theile nach, Afrika, Sicilien, Sardinien, Corsika, Ligu¬ 
rien, Macédonien und Achaja; aber auch Aegypten und die
	        
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