Full text: Der Lehrstoff der zweiten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 2)

12 Überblick über die Brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1640. § 115 u. 116. 
§ 115. Die Mark als herrenloses Gut. 
Als das anhaltinische Haus erlosch, stritten im Deutschen Reiche 
zwei Könige um die Herrschaft, Ludwig von Bayern und Friedrich der 
Scköne von Österreich. Solange der Kämpf'unentschieden war, kümmerte^ 
sich keiner um die verwaiste Mark. Die Folge war, daß die Fürsten 
der Umgegend, die Herzöge von Mecklenburg und Pommern. Sachsen 
und Schlesien, einzelne Landschaften an sich rissen. Kühne Raubritter 
wegelagerteu auf den Landstraßen und" bauten feste Burgen. Die Habe 
der Bürger und Bauern wurde geplündert. Glücklicherweise dauerte 
dieser Zustand nicht lange. 
III. Brandenburg unter den wittelswchern und Luxemburgern. 
§ 11G. Das Haus Wittelsdach in der Mark. 
1. Die Regierung Ludwigs des Altern. Nachdem Ludwig der 
Baver in der Schlacht zwischen Mühldors und Ampfing (1322) die 
deutsche Königskrone erstritten hatte, nahm er nach dem Rechte des 
Stärkern die erledigte Markarasschast für seine Familie in Besitz und 
verlieh sie seinem achtjährigen Sohne Ludwig, der von 1323—1351 
regierte. Diesem folgten noch zwei seiner Bruder: Lndwig^r Rönier 
(1351—1365) und Otto der Faule (1351—1373). Als Ludwig heran- 
wuchs, suchte er die abgerissenen TNe wiederzugewinnen. Die Ucker- 
mark erstritt er Zurück, desgleichen die Neumark: aber die Lehnshoheit 
über Pommern konnte er nickt erzwingen. Er drückte die Branden- 
burger mit schweren Abgaben, um für die Kämpfe seines Vaters Geld 
und Truppen zu gewinnen. Dies erbitterte die Brandenburger um so 
mehr, weil er es unterließ, das Raubritterwesen in der Mark"nieder- 
zuhalten. Wie unbeliebt seine Regierung wurde, geht aus dem Auf- 
treten des falschen Waldemar hervor. Die meisten Städte der Mark 
sielen diesem Betrüger zu; nur Frankfurt, Spandau, Brietzen, 
Belitz und Mittenwalde blieben dem Bayern treu. 
2. Brandenburg wird Kurfürstentum. Unter seinem Bruder und 
Nachfolger Ludwig II., der in Rom geboren war und daher der 
Römer hieß? wurde bie Markqrafschast zum Kurfürstentum 
erhoben. Dies geschah durch das Reichsgesetz der Goldnen Bulle, 
die Kayer Karl IV. im ^ahre 1356 erließ. 
3. Verkauf der Mark. Ludwigs des Römers unwürdiger Bruder 
Otto verkaufte für 30 Schock Prager Groschen an Kaiser Karl IV. im 
Jayre jlc>73 die" Markgrafschaft' durch" deuVertrag von Fürsten Walde. 
Dadurch ging das Länb"m^^en"FamiIienbesitz des kaiserlichen Hauses 
Rölimen-Luremburg über. Fünfzig Jahre hatte die Herrschaft der 
Bayern in der Mark gedauert. Sie hat ihr wenig Glück gebracht.
	        
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