104 § 39. Die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches 1871.
unter stetigen Kämpfen gegen die französische Ost- ober Vogesenarmee des
Italieners Garibalbi, ber Freischaren aus aller Herren Ländern um sich ge¬
sammelt hatte.
Anfangs Januar änberte sich plötzlich bie Lage ber Dinge. Nach Gam-
dettas Plan würben ber Ostarmee schleunigst große Teile ber Loirearmee
unter Bourbaki zugeführt, um Belfort zu entsetzen unb von da durch rasches
Vordringen gegen Norden die deutschen Heere von der Heimat abzuschneiden.
Aber in einer dreitägigen Schlacht anderLisaine unweit Belfort (15. bis
17. Januar) kämpfte Werber mit seinen 42 000 Mann siegreich gegen die starke
Übermacht Bonrbakis (von 150 000 Mann) und versperrte ihr den Vormarsch
auf bie Festung. Der entmutigenbe Mißerfolg, bie große Winterkälte unb
bie mangelhafte Verpflegung nötigten Bourbaki, mit feinem erschöpften Heere
bett Rückzug auf Lyon anzutreten. Aber auch dieser war ihm verlegt durch
General von Manteuffel, der zu Werders Hilfe von Paris aus herbeigeeilt war:
die durch Hunger und Kälte zerrüttete Armee (noch über 80 000 Mattn) mußte
auf schweizerisches Gebiet übertreten und dort gleich Kriegs¬
gefangenen die Waffen strecken. Tie Belagerung Belforts wurde fortgesetzt.
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Die Wiedererrichtung des Deutschen Weiches 1871.
1. Das Verlangen nach politischer Einigung. Auf blutigen Schlacht
felbern hatte sich bie Waffenbrüderschaft ber beut)cheit Stämme erprobt.
Diese Gemeinsamkeit sollte unlöslich befestigt werben durch engeren Zu¬
sammenschluß aller beutschen Staaten zu einem einheitlichen Reiche und
durch bie WiebVerrichtung bes Kaisertums. Schon balb nach betn Siege
von gebetn waren seitens ber einzelnen Regierungen hierüber Beratungen
eingeleitet worben. Eube November kamen in Versailles unter Bismarcks
Leitung bie Verträge zustanbe, wonach ber Norbbeutsche Bimb durch
Beitritt ber sübbeutschen Staaten zu einem „Deutschen Reich" erweitert
werben sollte. Nachbetn hierbei bem Königreich Bayern als zweitgrößtem
Bunbesftaat gewisse Sonber- ober Reservatrechte eingeräumt worben
waren, trug König Lubwig II. im Einverständnis mit ben anberen Fürsten
bem preußischen König als oberstem Vertreter bes neuen Bunbesstaates
ben erblichen Titel eines „Deutschen Kaisers" an. Das Schreiben würbe
in Versailles am 3. Dezember burch Prinz Luitpolb überreicht.
Im Lause ber Monate Dezember unb Januar mürben bie geschlossenen
Verträge von ben Sanbtagen ber sübbeutschen Staaten, begleichen vom
Reichstag des Norddeutschen Bundes angenommen.
2. Tie tinifcrprotlnmotiott zu Versailles. Noch während bes Krieges
erfolgte zu Versailles im Spiegelsaale bes stolzen Königsschlosses bie Bc