fullscreen: Die Einleitung und die alte Geschichte enthaltend (Bd. 1)

268 
den die Peloponnesier auf der Stätigkeit der historisch ge¬ 
gebenen Beziebungen der Colonien zu ihren Mutterstädten, 
warend die Athenäer dem Character ihrer Politik gemäß 
sich über diese Beziehungen theils selbst hinwegsetzten, theils 
ähnliches von anderen verlangten. Es ist übrigens völlig 
unmöglich, sowohl die einzelnen Begebenheiten^ der Veran- 
laßung (welche in den Verhältnissen von Korinth, Kcrkyra 
und Epidamnus lag) als die Begebenheiten des Krieges 
ausführlich darzustellen, oder auch nur alle wichtigeren dar¬ 
unter zu berühren, bei dem uns zugemeßenen Raume. Im 
algemeinen ist über den Gang des Krieges folgendes zu 
sagen: Wenn man die Begebenheiten der ersten Jahre des 
Krieges überseht, so bemerkt man, wie die beiden 
Feinde gegen einander hauen, ohne sich eigent¬ 
lich zu treffen. Die Peloponnesier sind vorzugsweise 
Landmacht; die Athenäer aber weichen ihnen auf dem Lande 
überal aus, so daß jene durchaus keine entscheidenden Sige 
erlangen können, und ihrerseits den Krieg eigentlich nur 
durch Plünderungszüge fortführen. Ebenso ist's mit den 
Athenäern; sie sind vorzugsweise Seemacht, und können 
auf der See keine entscheidenden Erfolge erfechten, weil sich 
die Peloponnesier wohl hüten, eine Macht zur See zu ent¬ 
wickeln, deren Vernichtung ihnen verderblich werden fönte. 
Also auch die Thaten der Athenäer mit Ausname der Er¬ 
oberung von Potidäa bestehen fast bloß in Plünderungen. 
So lange die beiden Gegner bei diesem Systeme be¬ 
harren, kau dieser Krieg zu nichts führen. Sie müßen sich 
entschließen, die Rollen zum Theil zu wechseln; also Athen 
sich entschließen, auch als Landmacht etwas zu sein — 
Sparta als Seemacht. Dadurch aber geben sie zum 
Theil ihre Eigenthümlichkeit auf, die Gegen¬ 
sätze gleichen sich aus, werden bis auf einen 
gewissen Grad neutralisirt. Wie es mit der Be¬ 
schaffenheit der Kriegsführung der Fal ist, gerade so auch 
mit allen anderen Ansichten. Die Spartiaten sowohl als 
die Athenäer gehen aus dem peloponnesischen Kriege umge¬ 
wandelt hervor; die Spartiaten lernen das Privatinteresse ken¬ 
nen, geben ihm in ihrem State Raum, und zerstören dadurch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.