Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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die Schätze des Morgenlandes herbei, diese wurden dann auf Saumtieren durch 
die Alpenpässe nach Augsburg und Nürnberg gebracht und von hier aus in 
alle Teile Deutschlands verkauft. Mit dem Handel wuchs die Macht und der 
Reichtum der Städte. Die Augsburger Bürger waren so reich wie Fürsten. In 
ihren Häusern strahlte alles von Gold. — Unter den Künsten blühte vornehmlich 
die Baukunst. Der Kölner Dom und das Straßburger Münster geben noch heute 
Zeugnis davon. Kirchen und Rathäuser galten immer als die besten Zeugen der 
mittelalterlichen Baukunst. Man unterschied damals einen romanischen und 
gotischen Baustil. Im romanischen Stil wurden Dom und Dankwarderode er¬ 
baut. Die Fenster der romanischen Bauwerke sind klein, liegen hoch und haben 
oben runde Bögen. Bei der gotischen Bauweise reichen die Fenster von unten 
bis oben hin und enden mit spitzen Bögen. Die Ägidienhalle, die Andreas- und 
Brüderkirche, sowie das Altstadtrathaus in Braunschweig sind in gotischem Stile 
gehalten. Das berühmteste gotische Bauwerk ist der Kölner Dom. Die Gold¬ 
schmiedekunst und die Kunst des Siegelschneidens wurden ebenfalls eifrig be¬ 
trieben. Berühmte deutsche Maler aus der damaligen Zeit waren Hans Holbein, 
Albrecht Dürer und Lukas Kranach. Unter Kranachs Bildern ist das Bildnis 
Luthers das bekannteste. — In vielen Städten pflegten die ehrsamen Handwerker 
auch die Dichtkunst und den Gesang. Allsonntäglich kamen sie zusammen und 
sangen in den Singschulen ihre selbstgedichteten Lieder. Man nannte sie „Meister- 
sänger". Der berühmteste unter ihnen war Hans Sachs in Nürnberg, ein 
„Schuh—macher und Poet dazu". (Deutsche Jugend 5: Die deutschen Städte 
im Mittelalter — und: Die Familie Fugger.) 
7. Die Hansa. Um gegen die Überfälle der Wegelagerer besser geschützt 
zu sein, schloß sich Braunschweig dem großen Städtebündnis der Hansa an. 
Schon 1241 hatten sich Lübeck und Hamburg vereinigt, um sich gegen die 
Räuber zu schützen, und nach und nach traten diesem Bunde immer mehr (zu¬ 
letzt 85) Handelsstädte bei; auch Helmstedt gehörte dazu. Die Städte schufen sich 
ein eigenes Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus, die die Kauffahrer auf der 
Elbe usw. in Schutz nahmen. Auch mußte sich jede Stadt verpflichten, alle 
Warenzüge durch ihre Söldner bis zur nächsten Bundesstadt geleiten zu lassen. 
In Lübeck war der Bundestag. Hatte eine Stadt ihre Pflicht nicht erfüllt, so 
wurde sie „gehanset", d. h. aus dem Bunde gestoßen. 
So wurde 1375 die Stadt Braunschweig „gehanset". Hier war nämlich ein Aufruhr 
gegen den Rat der Stadt ausgebrochen. Das Volk hatte acht Ratsherren hinrichten lassen 
und die vornehmsten Familien (die „Geschlechter"), darunter auch reiche Handelsherren, 
vertrieben. Dafür wurde die Stadt aus dem Bunde gestoßen. Es durfte nun kein Kauf¬ 
mann aus den Hansestädten, auch „kein Kaufmann aus Flandern, England, Dänemark, 
Schweden" usw. (alles Länder, deren Städte ebenfalls dem Hansabunde angehörten) mit 
ihr mehr Handel treiben „bei Verlust Leibes und Gutes". Das war ein furchtbarer Schlag 
für Braunschweig. Der Handel lag jetzt gänzlich danieder, der Reichtum schwand, und 
die Stadt wurde von völliger Verarmung bedroht. Vor der Stadt aber sammelte sich 
allerlei feindliches Gesindel, da ihr jetzt der Schutz der Hansa fehlte. Kein Mensch wagte 
mehr, vor die Tore zu gehen, aus Furcht, daß ihm „draußen Arme und Beine ab¬ 
gehauen" würden. Fünf Jahre hat dieser schreckliche Zustand gedauert. Nur durch eine 
große Geldsumme konnte sich die Stadt wieder in den Hansabund einkaufen. Auch mußte 
sie eine steinerne Kapelle erbauen und „so viel Pilger nach Rom schicken, als Bürger 
in dem Aufstande ums Leben gekommen waren," damit sie hier für die Seelen der Ver¬ 
storbenen beteten.
	        
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