50
'S
und eben so vielen Knopflöchern an jeder Seite. Zn den Knopflöchern
fehlen ihm aber die Knöpfe; daher läßt er dieselben einstweilen offen
und benutzt sie zum Atbemholen, was er durch den Mund nicht be¬
wirken kann. Nun steigt der verjüngte Engerling wieder in die Höhe
und fällt mit einer Begier über die Pflanzenwurzeln her, daß den übrigen
Insektenlarven bange werden möchte. Aber es ist auch keine Kleinigkeit,
vier bis sechs Tage lang im engen Kämmerlein zu fasten: mancher An¬
dere ginge schon zu Grunde, wenn's nur halb so lange dauerte. Die
Pflanzen leiden in Folge dieser Gefräßigkeit natürlich sehr, hangen trau¬
rig dte Köpfe und verwelken ganz, wenn der Regen lange auf sich
warten läßt. Darum ist der Landmann den Engerlingen eben so wenig
hold, wie der Gärtner den Maikäfern; er vertilgt sie, wo er nur kann,
und sieht es recht gern, wenn die Saatkrähe im Frühjahr hinter depr
Pfluge hergeht und alle auffrißt, die sich in der Furche blicken lassen.
So treiben nun die Engerlinge ihr Wesen drei bis vier Jahre
lang in der Erde. Zu Ende des letzten Sommers steigen sie tiefer als
jemals in dieselbe hinab, oft eine Klafter tief, machen sich noch einmal
eine recht hübsche ovale Höhle und harren dann darin der Verände¬
rungen, die noch mit ihnen vorgehen sollen. Diese lassen auch nicht
lange auf sich warten. Nack einer kurzen Ruhe von einigen Tagen wird
die Haut nochmals abgestreift; aber diesmal geht nicht ein Engerling
daraus hervor, sondern eine Puppe, ein Geschöpf, das weder Larve,
noch Käfer ist, indeß doch mit letzterm die meiste Aehnlichkeit hat. Beine
und Fühler sind an den Leib gezogen und zur Fortbewegung untauglich;
ebenso bleibt das sonst so gefräßige Maul in vollkommner Ruhe. Nach
vier bis acht Wochen wird auch diese Hülle wieder gesprengt, und es
erscheint nun endlich der vollkommene Käfer. Rumpf und Glieder sind
anfangs ganz weich und blaß, erhärten aber bald und bekommen dabei
ihre gewöhnliche dunkle Farbe. Vom Februar an arbeiten sich die Käser
höher hinaus, besonders an frostfreien Tagen, kommen jedoch nicht eher
zum Vorschein, als bis der Tisch für sie gedeckt ist, was Ende April
oder Anfang Mai der Fall zu sein pflegt. Einzelne, die nicht so tief
gelegen haben mögen, arbeiten sich auch früher, bei auffallend gelindem
Wetter selbst mitten im Winter, bis zur Oberfläche. Aus Mangel an
Nahrung und Maienwärme kommen sie natürlich um, genießen aber
dafür auch die Ehre, in den Zeitungen als wunderbare Erscheinungen
beschrieben zu werden.
Das beste Mittel, die schädlichen Maikaifer zu vertilgen, besteht
darin, sie des Morgens, wo sie gewöhnlich vom Thau ganz erstarrt
find, von den Bäumen zu schütteln und in Gruben mit heißem Wasser
zu tödten. Jung und Alt, Arm und Reich sollten sich bei dieser nütz¬
lichen Arbeit betheiligen. A. Lüben.
8. Oie steche.
Auch das Wasser ist durch Gottes Güte mit lebendigen Wesen
bevölkert, auch in Bachen, Flüssen und Seeen, vor Allem aber in