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Daun, der den ganzen Feldzug hindurch nichts bedeutendes
unternommen hatte, bezog die Winterquartire im Erzgebirge
und Voigtlande; das Reichsheer erschin ganz null. Einen
wichtigen Verlust erlit dagegen Fridrich in Pommern durch
ein zweites russisches, von Romanzow beseligtes Heer, dem
auch Buturlin nachher aus Schlesien zugezogen war, denn
am 16ten Dec. muste sich Kelberg, nach tapferer hart¬
näckiger Verteidigung, durch Capitnlalion ergeben. Die
Schweden, die im Juli aus der Uckermark, wohin sie vor¬
gedrungen waren, leicht herausgeworfen worden, wagten
sich, als die Russen eine so bedeutende Macht in Hinter¬
pommern entwickelten, nochmals vor, wurden aber auch
nun leicht auf ihr Gebiet zurükgewisen.
Der Feldzug war für Preussen nicht sowol durch ein¬
zelne große Verluste als durch das aufreibende eines ohne
Entscheidung hingezogenen Kriegszustandes bedrolich gewor¬
den, und nun als nach Pitts Austreten aus dem brittischen
Ministerium Graf Butes ungeübte Hände die Leitung der
englischen Angelegenheiten Übernamen, gieng Fridrich einer,
verzweifelten Lage entgegen. Bute erneuerte für 1762 den
englischen Subsidienvertrag nicht, und suchte in Petersburg
und Wien den Friden. Indessen sah er sich doch nun auch
am 2ten Jan. 1762, nachdem er den Spaniern Zeit ge¬
laßen, sich zu rüsten, zu einer Kriegserklärung gegen die¬
selben gezwungen, und unter Admiral Rodney und Gene-
ral Monkton eroberten die Engländer im Februar gegen
die Franzosen Martinique, nachdem diese schon ihre ande¬
ren Besitzungen auf den kleinen Antillen früher verloren
hatten. Das Eingreifen Spaniens in den Krieg zog auch
Portugal, als England verbündete Macht, in denselben.
Graf Wilhelm zur Lippe, der die früheren Feldzüge unter
dem Prinzen Ferdinand ehrenvol mitgemacht, und 1761
längere Zeit das von den Franzosen besezte Cassel belagert
hatte, ward, als Portugal, wo alles Kriegswesen im höch¬
sten Verfalle war, von Spanien bedrängt ward, von Eng¬
land auserschcn das Land militärisch zu regeneriren, und
gieng im Früjahre 1762 nach demselben. Als Feldmarschal
trat er mit den größten Volmachten an die Spitze des por-