VII. Da« äkaiserthum Oesterreich.
IIS
Unterhalb Passau betritt der Fluß, nachdem er die sruchtreichen
Ebenen Schwabens und Nieder - Bayerns durchzogen, den engen Riß
zwischen den Vorposten der Alpe» und des Böhmer Waldes. Von Ber¬
gen eingeschlossen, fließt die Donau noch als wasserreiche, ungrtheilte
Ader dahin; aber unterhalb Linz l) fängt sie an, sich in Arme zu spal¬
ten, die sich launisch trennen, um sich wieder zu vereinigen — insel-
bildend. AuS dem Wasser ragen Sandbänke, Auen genannt, wenn sie
bewachsen sind. Hier restdirt eine vielgestaltige Welt von Wasservögeln.
Wir haben uns einem jener schmalen, bis hundert Klafter langen 178
Flöße anvertraut, welche aus den Quell-Ländern der Donau und ihrer
obern Nebenflüsse nicht nur Bau- und Brennholz, sonder» auch eine
Menge anderer Güter nach Wien und Pesth schaffen. Neben der Hütte,
welche der Floß trägt, brennt ein Feuer, der gemüthliche Sammelplatz
der Floßbewohncr. Bei schönem Wetter haben wir, vom Strom schnell
an Dörfern, Schlösser» und Auen vorbeigetragen, eine äußerst ange¬
nehme Fahrt. Allein die vielen Inseln gefallen dem Flößer nur halb
so gut wie unö, und noch weil schwieriger ist die Passage für die
Bergfahrt der Schiff«. Da kommt, von Pferden mühsam durch Strö¬
mungen und Strudel 2), über Untiefen und Sandbänke weg gezogen, eine
»Hochenau" flußaufwärts, ein großes, starkes Lastschiff, dem an Tauen
mehrere kleine angehängt sind2). Manche Hochenau ist mit zwanzig,
dreißig und mehr der starken steyrischen Thiere bespannt, und wenn
das Fahrwasser wechselt, so müssen Zugthiere und Zugseile auf das
andere User „geschiftet" werden. Kein Wunder, daß die Schiffer sagen:
«Dort auf der untern*) Donau kann Jeder fahren; aber auf der obern,
da braucht'? Schiffsleute."
In der That besitzen die ungarischen und serbischen Schiffer eine 179
ruhigere Donau, und der Verkehr großer Lastschiffe, schneller Dampfer2)
und kleinerer Fahrzeuge ist dort wirklich großartig — trotz der Eisen¬
bahn. Wir finden auch hier den Beweis, daß Wasserwege und Eiftn-
1) auf kürzere Strecke schon oberhalt dieser Stadt. 2) der berüchtigte
Strudel und Wirbel beim Schlöffe Struden, unterhalb Grein, wo ehedem so viel«
Menschenleben, Schiffe und Waaren verloren gingen, wurde gegen da« Ende de«
vorigen Jahrhundert« zu beseitigen begonnen; e« wird aber jetzt noch bi«w»ilen an
Vervollständigung diese« Werke« gearbeitet. 3) Trotz der gewaltigen Umwälzung,
welche die Dampfschiffe im Donanvrrkehr hervorgerufen haben, mag der alte»,
mühseligen, nun mehr und mehr schwindenden, Donauschifferei mit ein paar Wor¬
ten gedacht werde». 4) ungarisch-serbischen. 3) im Jahre I83U schwamm, zwischen
Wien und Prchbnrg, da» erste Dampfschiff aus der Donau.