Full text: Neue Handelsgeographie

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IX. Da« Königreich Holland. 
222 Als Hauptzweig der Fischerei erscheint der Häringsfang. Die 
meisten Schiffe gehen von Vlaardingen J) ab, hauptsächlich nach den 
englischen und schottischen Küstengewässern der Nordsee. Man schätzt 
die jährliche Ausbeute auf 60,000,000 Stück. Vor hundert Jahren, 
wo so zu sagen die Holländer noch die einzigen Häringsfischer waren, 
erreichte sie eine siebenmal größere Zahl; allein noch immer werden 
die holländischen Häringe den übrigen vorgezogen, weil die Zuberei¬ 
tungskunst nirgends auf solcher Stufe steht. Auch der Fang von Stock¬ 
fischen, von Austern, von Robben und Walen beschäftigt viele Hände. 
Die Austernfischerei wird besonders um Vlkßingrn und Middelburgs) 
betrieben. 
22» Der LllN-bau ist zwar durch die Bodenbeschaffenheit, die zahllosen 
Flußarme und Kanäle vielfach beschränkt und vermag nicht, den Be¬ 
darf an Getreide zu decken. Allein in den meisten Ackerbaustrichen ver¬ 
einigt sich mit fruchtbarem Boden ein fleißiger Anbau, so daß das 
vielzerstückelte, mit dem Spaten bearbeitete Gelände einem Garten gleicht. 
Seelands Feldwirthschaft steht obenan und liefert besonders Weizen; 
die nordöstlichen Landestheile bauen mehr Roggen und Hafer. 
Die Landschaften Utrecht süt...j und Geldern find die ersten Tabak¬ 
produzenten des Königreichs; der holländische Tabak erscheint un¬ 
ter allen europäischen Sorten am geeignetsten für die Cigarrenfabri- 
kation. 
Südholland liefert am meisten Hanf; sonst wiegt der Flachs 
vor. Der holländische Krapp, zumeist in der Provinz Seeland gezo¬ 
gen, wird geschätzt. Bekannt ist die vorzügliche Blumenknltur *), na¬ 
mentlich in Zwiebelgewächsen: Tulpen, Hyacinthen u. s. f. Den Mittel¬ 
punkt dieser Thätigkeit bildet Haarlem, in dessen Umgegend neuerdings 4) 
18,000 Hektaren Kulturland gewonnen wurden. 
224 Daß der Ptkgbao unbedeutend sein muß, ist aus dem Bisherigen 
zu entnehmen. Fehlt es ja sogar an Steinen, ausgenommen im Lu¬ 
xemburgischen, dem die Ardennen Schieferausfuhr erlauben, und im 
Limburgischen, das im St. Petersberg4) berühmte Steinbrüche hat. 
Diese Brüche rühren in ihren Anfängen vielleicht von den Römern 
I) an der Maa», unterhalb Rotterdam und Schiedam jskidamj. 2) beide 
auf der seelündischen Insel Walchcren. 3) es werden indeß jetzt nicht mehr, wie in 
den Schwindelzeiten des 17. Jahrhunderts, für eine einzige Tulpenzwiebel Hunderte 
»der gar Tausende von Gulden bezahlt. 4) durch Austrocknung des „Haarlemer 
Meer«". 8) bei Maastricht.
	        
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