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II. Die süddeutsche Gruppe.
Stadt fahren und — die Hand auf der vollgespickten Geldkatze — so¬
wohl im Marktgewühl als auch im Wirthshausgetriebe sich mit zuver¬
sichtlichem Selbstbewußtsein bewegen.
18 * Einen wenig vortheilhaften Gegensatz zu den schwäbischen Frucht¬
feldern bilden die bayerischen Moore und — in anderer Weise — manche
Stricht der rauhen Alp. In .den bres^zi, schwach geneigten Thalgrün¬
den der Donau/ des'Lechs und der Isar, wo undurchlaßige Lehmlager
den Untergrund bilden, blicken wir über langweilige Riedflächen mit
braunem Torfboden und stehenden Wasserflächen, eine» Tummelplatz
i der Enten und Wasserhühner, der Kiebitze und Schnepfen. So im
Daschauer und Erdinger Moos*). '
19 Die rauhe Alp, eine breite, durch Thäler gefurchte, gehobene Land-
fläche, die nach dem Ncckargcbiet steil abfällt, trägt droben Vielorts das
Gepräge eines rauhen ärmlichen Plateau. lieber die baumlosen, stein-
übersäeten Flächen, die magern Fruchtfelder *)', die kahlen Weiden führt
einsam die Straße, und die Dörfer, statt in Obsthaine1 3) sich zu bergen,
liegen spärlich zerstreut, einem unfreundlichen Winde blosgestellt. Mit
der Ausdauer und der Zähigkeit, welche dem Deutschen eigen ist, baut,
genügsam bei schwerer Arbeit, der Alpbewohncr seine weüig dankbaren
Aecker*) oder lebt auch vom Ertrage seiner Schafweiden. Er weiß, daß
es drunten wohnlicher ist und daß ihn das Geschick auf vereinsamte Höhen
verwiesen hat: er nennt es „in's Land gehen", wen» er — vorbei an
den Vorbergcn, von welchen der Hohenstaufen, die Teck, die Achalm,
der Hohenzollern und andere Zeugen alter Zeit herunterblicken — hinab¬
steigt in das gesegnete Neckarthal. Ein würdiges Glied deS Jura-Kalk-
zugeS, erscheint die Alp innerlich von Höhlen und Spalten zerklüftet, in
welchen die Wasser sich verlieren; daher die Quellcnarmut, die leeren
Dachrinnen ^), die Hungerbrunnen 6).
An Höhlen ist übrigens der fränkische Jura noch reicher; dort, in
der lieblich romantischen, wald- und burgenreichen »fränkischen Schweiz'^)
1) unterhalb München. 2) Indem wir hier die ärmlichsten Partieen des schwäbischen
Jura vor Augen haben, erinnern wir daran, daß e» ihm an fruchtbare», körn- und
obstreichen Gebieten keineswegs fehlt. 3) Die Alp hat wenig Obstbänme, insbe¬
sondere von den edler» Sorten. 4) Auf einzelnen Hochflächen gibt — wie in einige»
Schwarzwaldgegendkii — die Getreidesaat nur da« doppelte Korn. 5) Die Donau-
Nebenflüsse der Alp sind wafferarm und habe» wafferlose Nrbenthälchen. 6) d. h.
Quellen, welche nur in nasse» — hier geringen — Jahren fließe» und somit auf
Mißwach« deute». 7) zwischen Forchheim, Bamberg und Bayreuth.