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Wenzel Tode auch König von Böhmen. Er suchte vor allem die
in der Kirche eingerissene Verwirrung zu heben.
a. Das Schisma. Nachdem die Päpste 1309—1377 zu Avignon
residiert hatten („babylonische Gefangenschaft"), war seit
1378 sowohl zu Rom als zu Avignon ein Papst gewählt
worden. Diese Kirchenspaltung (Schisma) hatte das Konzil
zu Pisa (1409) nur vergrößert, indem es einen neuen Papst
einsetzte, ohne doch die beiden übrigen zur Abdankung zwingen
.zu können. Es gab daher jetzt drei Päpste (wie im Jahre
1410 drei Kaiser.) Zur Herstellung der Ordnung in der
Kirche wurde daher auf Betreiben des Kaisers
To. das Konzil zu Konstanz 1414—1418 gehalten, die größte
Kirchen-Versammlnng des Mittelalters. Es gelang, das
Schisma zu beseitigen, indem das Konzil die drei Päpste
teils absetzte, teils zur Niederlegung ihrer Würde bewog und
einen neuen Papst wählte. Eine Reformation der Kirche
„an Haupt und Gliedern", welche vor allen die Deutschen
forderten, kam dagegen nicht zustande. Vielmehr wurde der
Böhme Johann Hns, der — wie früher der Engländer
Wykliffe — gegen verschiedene Lehren und Einrichtungen
der Kirche (Stellung des Papsttums, weltlichen Besitz der
Geistlichen, Mönchtnm, Ablaß zc.) aufgetreten war, trotz
des kaiserlichen Geleitbriefes 1415 als Ketzer verbrannt, und
ein Jahr darauf auch dessen Freund Hieronymus von
Prag. Hierdurch entstand
c. der Hussitenkrieg. Die Anhänger von Hns erhoben unter
Zizka einen Aufstand, der sich über ganz Böhmen ver-
breitete, weigerten sich nach Wenzels Tode (1419) den „wort¬
brüchigen" Sigismund als König anzunehmen, schlugen seine
Heere mehrmals zurück, machten unter der Anführung der
beiden Procope, die dem blinden Zizka (f 1424) im Ober¬
befehle folgten, verheerende Einfälle in die Nachbarländer
und wurden erst nach dem Zugeständnisse des Kelches (beim
Abendmahle), den ihnen das Konzil zu Basel (1431
— 1448) gestattete, durch innere Spaltung (in die milderen
Kalixtiner und die Taboriten) geschwächt, unterworfen.