Full text: Die Neuzeit (Band 3)

Zug nach Mexiko. 23 
Sage jetzt erfüllt werde, unb quartierte sich mit ben ©einen in 
ein weitläufiges steinernes Gebäube ein, bas er unvermerkt so 
viel als möglich befestigte. (Selabene Kanonen unb bie sorgfäl¬ 
tigsten Wachen sicherren ihn vor jebem Überfall. So hatten sich 
ungefähr 500 Wagehälse — bie übrigen Solbaten waren zur 
Besatzung in Veracruz geblieben — bis in bie Mitte eines un¬ 
absehbaren Reiches gebrängt, in welchem sie sich nun entweder 
als Oberherren behaupten ober bis auf ben letzten Mann tot¬ 
schlagen lassen mußten. 
Ist einmal ein kühnes Wagstück begonnen, so kann es nur 
burch fortgesetzte Kühnheit vollenbet werben. Wollte Cortez 
bei völlige Beherrscher bes Laubes werben, so mußte etwas Ent- 
scheibenbes geschehen. Der König mußte ihm freiwillig feine 
Würbe abtreten, und um ihn bahin zu bringen, mußte man ihn 
im Angesichte feines Volkes gefangen nehmen. — Cortez begab 
sich eines Tages nach genauer Verabrebuug mit feinen Solbaten 
in bie Wohnung bes Königs unb teilte ihm mit, baß ein ent¬ 
fernter mexikanischer Felbherr bie in ber Kolonie Veracruz hin¬ 
terlassenen Spanier angegriffen, einen berfelben getötet unb bessen 
Kops nach ber Hauptstabt gesimbt habe, um allen Mexikanern 
zu zeigen, baß bie Fremben so gut sterblich wären, als anbere 
Leute. Cortez stellte bem Könige bieses feinbfelige Verfahren als 
eine so ungeheure Beleibiguug seines Herrn, bes Königs von 
Spanien, vor, baß es nur burch einen ganz ungewöhnlichen Be¬ 
weis von Vertrauen unb Ergebenheit wieber ausgelöscht werben 
könne. Es sei kein anderes Mittel, sich in bem Zutrauen ber Spanier 
wieber zu befestigen, als baß er sich freiwillig bereit fänbe, eine 
zeitlang mitten unter ihnen zu wohnen, mit einem Worte, sich 
ihnen gefangen gebe. Montepma erblaßte, aber nach langem 
Schwanken ergab er sich in fein Schicksal. Als er hinausgeführt 
warb, lief bas staitnenbe Volk zusammen, er aber winkte mit 
ben Hänben und nahm eine heitere Miene an, um feine Unter¬ 
thanen glauben zu machen, es sei sein eigener Entschluß. Cortez 
unterließ übrigens nichts, was dem tiefgebeugten Könige seinen 
Zustand erträglich machen konnte, und begegnete ihm mit aus¬ 
gezeichneter Höflichkeit. Seine ehemaligen Räte hatten zu feinem 
Verbannungsort täglich freien Zutritt. Jener mexikanische Feld¬ 
herr wurde bald nachher mit feinen vornehmsten Offizieren, zum 
Entsetzen aller Mexikaner, lebendig verbrannt, und bas auf einem 
Scheiterhaufen, ben man aus lauter mexikanischen Waffen aufge¬ 
türmt hatte. 
Bei allem Unglück belebte ben Montepma noch immer die 
Hoffnung, feine gefürchteten Gäste würden nun bald wieder ab-
	        
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