Full text: Lesebuch für die Oberstufe der katholischen Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

411 
gegangen bist, so ist es noch immer wie beim Anfang; du stehst noch 
immer in*der Mitte der Scheibe und hast noch immer den höchsten 
Punkt des Himmelsgewölbes über deinem Scheitel, und der Rand des 
Himmels steht noch immer genau aus dem Rande der Erdscheibe. 
Du brauchst dich darüber nicht zu wundern, denn es geht dir 
nicht allein so; die Leute, die hundert Meilen weit von uns wohnen, 
haben denselben Anblick, den du hast; die Erde sieht überall wie eine 
kreisrunde Scheibe, der Himmel überall wie eine hohle, aber flache 
Halbkugel aus, und überall stößt die Erdscheibe an den Himmel, und 
es entsteht da, wo sie zusammenstoßen, ein Kreis, den man Horizont 
oder Gesichtskreis nennt. Nur soweit kannst du sehen, soweit dein Ge¬ 
sichtskreis reicht; was darüber hinausliegt, das sehen wohl andere, die 
einen weitern oder einen andern Gesichtskreis haben, du aber siehst es nicht. 
Ob wohl die Erde wirklich eine kreisrunde Scheibe und der Him¬ 
mel eine hohle, nur etwas flache Halbkugel ist? Es kann nicht sein, 
und der Schein muß hier trügen. Denn wenn die Erde eine kreis¬ 
runde Scheibe wäre, so könnte man ganz gewiß bis an den Rand 
der Erdscheibe reisen, oder die Leute, die dort wohnten, würden schon 
einmal zu uns kommen und uns erzählen, wie es bei ihnen aussähe. 
Nun kommt aber niemand zu uns, der uns sagen könnte: Ich wohne 
da, wo Himmel und Erde zusammenstoßen; wenn aber einer auf der 
Erde immer nach einerlei Richtung fortzieht über Berg itnb Thal, 
über Meer und Land, so kommt er nimmer an das Ende der Erde; er 
kommt zuletzt aus denselben Punkt zurück, von wo er ausgegangen ist, 
und hat eine Reise gemacht rund um die Erde. 
Das ist ein weiter Weg, werdet ihr sagen, und keiner von euch 
getraur sich, solche Reise zu unternehmen. Da thut ihr recht daran, 
denn ihr fändet euch nimmer zurecht und müßtet viel Frost und Hitze, 
viel Drangsal und Gefahr überstehen. Ihr kämet an große Flüsse, 
und niemand schlüge euch eine Brücke, und es wäre auch kein Fähr¬ 
mann da, der euch hinüberbrächte; ihr kämet an große Gebirge, deren 
Spitzen hoch in die Wolken ragen, und es führte kein Fußsteig hinüber; 
ihr kämet an das große Weltmeer, das man nicht mit einem Nachen, 
sondern nur mit großen Schiffen befahren kann, und wenn ihr auch 
ein Schiss fändet, das den Wellen des Meeres trotzen könnte, ihr 
wüßtet doch nimmer es durch Sturm und Wellen zu führen. Das 
alles aber geschähe euch nur darum, weil ihr die Wege nicht kennt, 
und nicht die bequemste Richtung für diese Reise zu wählen wißt, und 
weil ihr der Schiffahrt nicht kundig seid. Abe^^iugeivaMM-Whner 
für internationale 
Schulbuchforschung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.