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Wie geht das aber zu, daß eine Kugel wie eine Scheibe erscheint,
und wie verhält es sich mit dem Anblicke des Himmels? Es geht mit
beiden ganz natürlich zu, und es ist auch nicht schwer, die Sache zu
begreifen. Du stehst auf der großen Erdkugel und schaust um dich
her, soweit dein Auge nur reichen will. Die ganze Kugel kannst du
nicht übersehen, sondern nur ein kleines Stück von ihr, dem man die
Krümmung nicht anmerkt, und du nimmst es ohne Bedenken für eine
ebene Fläche mit Erhöhungen und Vertiefungen, welche wenig zu be¬
deuten haben. Nun trägt dein Auge nach allen Seiten gleichweit, und
die Ebene dehnt sich deshalb nach der einen Seite gerade soweit, als
nach der andern, und so ist nichts natürlicher, als daß du überall
in der Mitte einer kreisförmigen Ebene zu stehen glaubst, und dein Hori¬
zont ist eigentlich nichts als die Grenze, bis zu welcher dem Auge trägt.
Nun wirst du auch nicht mehr fragen, warum der Himmel fast
kugelförmig gewölbt ist. Das, was sich über der Erde zu wölben
scheint, ist der große Raum, in welchem die Erde schwebt; und die
schöne blaue Farbe des Himmels kommt von der Luft her, welche die
ganze Erde wie eine leichte Hülle umgiebt. Nun trägt dein Auge
immer gleichweit, wenn du in die weite Ferne des Himmels blickst,
und darum sollte dir der Himmel ganz genau wie eine Halbkugel er¬
scheinen, in deren Mittelpunkt du selber stehst. Wenn du aber deinen
Blick nach dem Horizonte richtest, so siehst du Bäume, Häuser und
Berge, in langer Reihe hintereinander, und ihre Beleuchtung wird
immer matter und schwächer; darum erscheint der Horizont dir so
ferne. Wenn du hingegen nach deinem Scheitelpunkte hinaufblickst, so
hast du keinen andern Gegenstand über dir als die heitere Luft des
Himmels, und dein Scheitelpunkt erscheint dir darum viel näher.
Wenn aber die Erde eine große Kugel ist, die frei in dem weiten
Raume schwebt, so kann es einem ja bange werden um die Leute, die
darauf wohnen. Ihr glaubt auf dem höchsten Punkte der Kugel zu
stehen, und ihr seid fürs erste geborgen; wenn ihr aber weiter fort¬
geht, wie einer, der die Reise um die Welt macht, so müßt ihr ja
fürchten, an einen Punkt zu kommen, wo ihr von der Kugel hinab¬
stürzt in die bodenlose Tiefe. Und wie fangen es die Menschen wohl
an, die auf der Erde uns gerade gegenüber wohnen? Ihre Füße
stehen unsern Füßen gerade entgegen, weshalb wir sie auch unsere
Gegenfüßler nennen, und so scheint es, sie haben den Kopf nach unten
und gehen auf dem untern Teile der Erdkugel etwa so, wie eine
Fliege an der obern Decke des Zimmers.