Full text: Lesebuch für die Oberstufe der katholischen Elementarschulen in Elsaß-Lothringen

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von allen Bergen und aus den Felsenschluchten, und ein jeder begiebt 
sich in seine Hütte. (Dorns Leseb.) 
24. Der Vesuv. 
Der Vesuv ist der bekannteste von allen europäischen Vulkanen. 
Er steigt unmittelbar von dem Meerbusen von Neapel bis zur Höhe 
von 1094 Meter empor. Ein mehrstündiger Weg führt anfangs 
durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, 
später durch ein braunrotes Lavagefild bis zum steilen Kegel des 
Berges. Auch diesen hinauf geht es anfänglich ziemlich gut; es sind 
noch große, festliegende Steine da, auf welche man beim Steigen treten 
kann. Sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das 
Geröll kleiner verbrannter Steine und durch rotbraune Erdasche sehr 
beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wieder einen 
halben Schritt zurück. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und 
ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach 
einer halben Stunde stehen wir glücklich am Rande des Kraters. 
Der Krater des Vesuv ist ein ungeheurer, rundlicher Kessel, 
dessen Rand 30 bis 50 Fuß hoch ist und aus verbranntem Gesteine 
und Asche besteht. Seine Gestalt verändert sich bei heftigen Aus¬ 
brüchen. 
In der Mitte des ungeheuren Kegels ist ein kleiner Krater, der 
eigentliche Feuerschlund, aus welchem fortwährend dichter Dampf auf¬ 
wallt; einige kleine Öffnungen sind zu seinen Seiten. Am Fuße des 
kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen das Feuer der 
Tiefe. Wie düsterrote Kohlenglut sieht mau hier das Gestein des 
Berges brennen. 
Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge ' 
eine schauerlich öde Ansicht. 
Bis zum Jahre 79 nach Christus wußte man nichts davon, daß 
der Vesuv ein Vulkan sei. In diesem Jahre fand der erste Ausbruch 
statt, über welchen uns ein römischer Schriftsteller folgenden Bericht 
hinterlassen hat: 
„Man meldete meinem Oheim Plinius, es erscheine in den Lüften 
eine Wolke von ungeheurer Größe und auffallender Art. Er bestieg 
eine Anhöhe, um die Erscheinung besser beobachten zu können. In der 
Ferne erhob sich die Wolke, ähnlich einem hoch in den Lüften auf¬ 
strebenden Baume. Sie erschien bald weiß, bald unrein, dunkel und
	        
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